Bottrop. Dealer verkaufen harte Drogen auf dem Berliner Platz und der Unteren Hochstraße. Polizei verspricht mehr Präsenz. Bürger meiden abends den Bereich.
Kleine Dealer verkaufen mitten in der Stadt Drogen, die Polizei aber sieht keinen Grund dafür, mit größerer Härte gegen die Drogenszene rund um den Berliner Platz vorzugehen. „Die armen Würstchen, die da rumhängen, die interessieren uns nicht“, sagte Bottrops Polizeichef Arno Langanke. Denn den Fahndern gehe es viel mehr darum, die großen Drogenhändler dingfest zu machen.
Nicht so gravierend
Selbstverständlich habe die Polizei den Berliner Platz im Blick, versicherte Langanke jetzt im Hauptausschuss des Stadtrates. „Drogendelikte gibt es da, das ist unbestritten, doch es ist nicht so gravierend, dass wir mit schwerwiegenderen Maßnahmen agieren müssten“, betonte der Polizeichef. Langanke kündigte allerdings an, dass uniformierte Polizeibeamte voraussichtlich von Mai bis Oktober dauerhaft Präsenz auf dem Berliner Platz und seiner Umgebung zeigen werden.
Zuvor hatte CDU-Ratsherr Volker Jungmann darauf verwiesen, dass rund um den Berliner Platz mit Drogen gehandelt werde. Subtil hinterfragte er, ob die Polizei womöglich gar nicht „so wild darauf ist“, solche Straftaten zu erfassen. Die Bürger mieden Teile der Innenstadt zu bestimmten Uhrzeiten bereits, weil sie kriminelle Übergriffe befürchteten. „Unter Schülern ist längst bekannt, dass man den ZOB ab 20 Uhr besser nicht aufsucht“, sagte Jungmann.
Auch die ÖDP kritisierte, dass die Polizei etliche Straftaten nicht konsequent genug verfolge. „Auf dem Berliner Platz und auf der Unteren Hochstraße gibt es einen Kleinhandel mit Heroin, Kokain und Medikamenten, der von der Polizei überhaupt nicht beachtet wird“, sagte ÖDP-Ratsherr Johannes Bombeck. Der Ratsherr beschrieb die Szenerie bis ins Detail. Kleindealer hätten zumeist drei kleine Drogenpäckchen im Mund und eines in der Hand. „Die drei im Mund verschlucken sie dann, falls sie von Polizisten kontrolliert werden sollten“, sagte Bombeck.
Sicherheitsempfinden
Da viele Bürger dies gerade in der Fußgängerzone beobachten müssen, leide auch ihr subjektives Sicherheitsempfinden. „Dass die Bevölkerung mehr und mehr den Eindruck gewinnt, dass da ein offener Handel mit Drogen stattfinden kann, finde ich nicht in Ordnung“, betonte der Ratsherr.
Polizeichef Langanke machte deutlich, dass er und seine Kollegen dieses Problematik durchaus auch kennen. „Wir sind ja keineswegs froh darüber“, betonte der Gelsenkirchener. Gegen die Kleindealer, die ja zumeist auch noch selbst drogenkrank seien, härter vorzugehen, mache allerdings nur wenig Sinn. Langanke: „Wir alle wissen doch, dass sie dann am nächsten Tag wieder da sind“.