Auch 23 Jahre nach Abbau des Wasserspiels heißt der Ort zwischen Hansastraße und Pferdemarkt im Sprachgebrach „Platz am ehemaligen Mensing-Brunnen“. Eine Glosse.

Eigentlich gibt es ihn gar nicht, den „Platz am ehemaligen Mensing-Brunnen“. Insofern hat Bottrop etwas mit Bielefeld gemeinsam - nur, dass hier wenigstens die Stadt drumherum existiert. Vergeblich sucht man den sogar in offiziellen Mitteilungen so bezeichneten Ort dieses wochenendlichen Anstoßes auf der Straßenkarte. Navi, Katasteramt? Keine Chance.

Fragen Sie aber mal Bottroper: „Klar, da steht vor Weihnachten der Glühweinstand.“ Partei- oder sonstige Veranstaltungen finden regelmäßig auf dem „Platz vor dem ehemaligen Mensing-Brunnen“ statt. Könnte es sein, dass es sich hierbei um das sprichwörtliche Bohren dicker Bretter des Gewohnheitsrechts handelt, an dessen Ende die Stadt diesen Platz auch offiziell so nennen wird? Wohl kaum. Einen Platz nach einem verschwundenen, wenn auch preisgekrönten, Objekt zu benennen, ergibt keinen Sinn.

„Der Stadt ein Gesicht geben“ - so zitierte die WAZ 1972 die Offiziellen der Stadt bei der Einweihung des Brunnens, den das Modehaus Mensing anlässlich seines 50-jährigen Bestehens der Stadt gestiftet hatte. Ganze 20 Jahre behielt der Ort sein „Brunnen-Gesicht“, bis er dem Unternehmen selbst bei Umbauarbeiten im Weg stand und man ihn auf dem Kulturhof „parkte“. „Am besten, man baut einen neuen Brunnen“, sagt eine Passantin. Dann käme der inoffizielle Name wieder zu seinem Recht, nur ohne den Zusatz „ehemalig“. Andere finden „Glockenspielplatz“ schön, wegen des nahen klingenden Markenzeichens von „Triffterer“. Jemand schlägt „Kirschblütenplatz“ vor. Nur, was tun, wenn die Bäume krank werden oder einem Sturm zum Opfer fallen?

Friedrich Beckers „Mensing-Brunnen“ steht jetzt auf dem Kulturhof.
Friedrich Beckers „Mensing-Brunnen“ steht jetzt auf dem Kulturhof. © Labus / FUNKE Foto Services

Einen Vorstoß seitens der Stadt oder einen Antrag durch Bürger für eine offizielle Namensgebung habe es jedenfalls bislang nicht gegeben, so Stadtsprecher Ulrich Schulze. Ein Antrag an die Bezirksvertretung Mitte wäre auch das richtige Vorgehen. Am Ende müsste dann der Rat entscheiden, so Schulze. Die Stadt stehe bei starkem Bürgerwunsch solchen Anregungen offen gegenüber. Aber ob die Anlieger so erbaut davon wären, wagt er zu bezweifeln. Sämtliche Eintragungen müssten geändert werden.

Heute sprudelt der Brunnen des Künstlers Friedrich Becker munter auf dem Kulturhof. Alternativ könnte der ja „Mensing-Brunnen Platz“ heißen. Aber warum sich nicht einfach weiter auf einem beliebten Stadt-Platz treffen, den es eigentlich gar nicht gibt . . .