Bottrop. . Das Wetter zwingt den Kinderschutzbund, sein Osterprogramm umzuplanen. Betreuer und Kinder nehmen es locker: ein Unwetter brachte ihnen einst Glück.
„Der Frühling ist überall zu Haus, drum zieht’s uns in die Ferne raus“ – den Leitspruch vom diesjährigen Osterferienprogramm konnte der Kinderschutzbund (DKSB) Bottrop leider nicht ausleben. Eigentlich sollte ein Jäger vom „Natur on Tour“-Projekt sein Lager auf der Prosperstraße aufschlagen und den Kindern Felle von Waldtieren präsentieren – was das Orkantief „Niklas“ leider unmöglich machte.
Aber halb wo wild, wenn sich der Frühling draußen nicht zeigt, dann holt man ihn eben in die eigenen vier Wände. „Es ist zwar schade, dass wir heute nicht ‘raus können, aber dafür haben wir schön gebastelt und gemalt“, sagt die kleine Azra (9) – bunte Frühlingsbilder mit freundlichen Farben. Und statt Fußball auf dem Rasen zu spielen, lassen sich die Jungs eben am Kicker aus.
Glück im Unglück
Genau wie die Kinder nehmen auch die Betreuer das ungemütliche Wetter gelassen: „Denn ein Unwetter hat uns schon einmal Glück gebracht“, erzählt die pädagogische Leiterin Christine Jatzek. Wären die grauen Wolken am Himmel nicht, hätten die dreißig kleinen Stammbesucher des DKSBs nie das Jugendkombihaus in ihrem Lieblings-Ausflugsziel Rhede kennengelernt.
Vor zwei Jahren wollten die rund dreißig kleinen Entdecker die münsterländische Stadt besichtigen – als das Wetter ihnen wiedermal einen Strich durch die Rechnung machte. Aber die Leiter vom Jugendkombihaus sahen die hilflosen kleinen Gäste im Regen stehen und luden sie spontan in ihre Unterkunft ein. Prompt entstand eine große Freundschaft.
Große Helferschaft
Auch am heutigen Mittwoch brechen Kinder und Betreuer wieder einmal nach Rhede auf und übernachten im Jugendkombihaus. Die Reise ist der Höhepunkt des viertägigen Osterprogramms. In Rhede ist – wenn „Niklas“ nicht wieder wütet – auch eine Nachtwanderung geplant.
Bezahlen mussten die Kinder für den Ausflug nicht mehr als 15 Euro für Versicherungskosten. Egal wie hoch das Einkommen der Familie ist, zusätzliche Kosten gibt es für keinen. All seine Programme, und auch das Spielzeug, das Bastelmaterial oder die zwei Mahlzeiten, die es hier täglich für jedes Kind gibt, finanziert der Kinderschutzbund durch Spenden. Und die Helferschar ist groß: So kämpft sich während der Bastelstunden eine Frau im Rollstuhl nur deshalb durch den Sturm, um den Kindern Eis vorbeizubringen. Eine Mutter hilft derweil ehrenamtlich in der Küche aus.
Zwar arbeitet auch manch einer beim DKSB, weil er Sozialstunden leisten muss oder einen Job vom Arbeitsamt vermittelt bekommt, „aber die Leute verstehen schnell, worum es hier geht“, sagt Christine Jatzek. „Wir sind eine Familie, manchmal mehr ein Zuhause als das richtige Zuhause“. Da nickt die neunjährige Duygu und sagt: „Das Leben wäre echt langweilig, wenn man nur zuhause statt hier wäre.“