Bottrop. . Vermutlich durch eine brennende Zigarette geriet das Kostüm einer 17-Jährigen in Brand. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung.

Es hätte der große Jux werden sollen am vorletzten Schultag der angehenden Abiturienten vor den Prüfungen. Doch die Mottotage wurden durch einen tragischen Unglücksfall jäh beendet. Beim Sturm der Schüler aufs Rathaus entzündete sich das Kostüm einer 17-jährigen Schülerin des Josef-Albers-Gymnasiums (JAG) vermutlich an einer brennenden Zigarette.

Die Schülerin wurde mit schweren Brandverletzungen in eine Spezialklinik geflogen. Feuerwehr und Polizei hatten auf dem Ernst-Wilczok-Platz alle Hände voll zu tun, die geschockten Jugendlichen zu betreuen.

Es geschah direkt am Haupteingang des Rathauses gegen 13.45 Uhr: Hunderte von Schülern in bunten Kostümen drängen sich um den Aufgang, um wie zu Karneval mit dem Rathaussturm den Motto-Tag zu krönen. „Ich war schon im Rathaus drin, als das passiert ist. Ich hab nur plötzlich Wärme an meinem Hals und Nacken gespürt und dann erst gesehen, dass es brennt“, berichte eine Schülerin des JAG. Offensichtlich von einer glimmenden Zigarette in Brand gesteckt, fing das wesentlich aus Watte bestehende Kostüm der 17-Jährigen sofort Feuer.

„Plötzlich stand das Mädchen in Flammen“, berichtet ein entsetzter Schüler des Heinrich-Heine-Gymnasiums. „Sie hat versucht, sich selbst zu löschen und sich dann auf den Boden geworfen. Ich glaube, drei Leute haben versucht, die Flammen zu ersticken. Einer mit seinem Rucksack.“

Die Schülerin erlitt schwere Brandverletzungen. Sie wurde zunächst mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht und von dort mit dem Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik geflogen.

Vor dem Rathaus ist zu diesem Zeitpunkt die Mottoparty längst im Chaos versunken. Überall stehen, sitzen und hocken entsetzte, weinende Jugendliche. Neben dem Eingang liegen Reste des verbrannten Kostüms, daneben ein Erste-Hilfe-Kasten. Immer mehr Polizisten und Feuerwehrleute fahren mit blitzenden Blaulichtern vor und fragen sich durch: „Ist sonst noch jemand verletzt?“

Während Polizisten den Unfallort absperren, verteilen Feuerwehrleute Getränke an die geschockten Schüler und richten einen Raum im Rathaus als Rückzugsmöglichkeit ein. Auf dem Platz brodelt die Gerüchteküche. „Ich habe es nur von Weitem gesehen“, berichtet eine Schülerin. „Es sah aus wie eine riesige Explosion. Das Wort Böller hat man öfter gehört, aber ich glaube, es war eher eine Zigarette oder ein Feuerzeug.“

Im JAG hat der Schulleiter inzwischen die Aula für zurück gekehrte Schüler geöffnet, Lehrer betreuen die traumatisierten Schüler.

Partylaune der Abiturienten erstickt in Tränen 

Geplant war der Motto-Tag als Riesenspaß: Am Rathaus wollten die Schüler von Josef-Albers-Gymnasium (JAG) und Heinrich-Heine-Gymnasium gemeinsam die Fahne mit dem Abi-Motto hissen und so ihr bevorstehendes Abitur sowie das Ende ihrer Schulzeit feiern. Doch der tragische Unfall (siehe oben) ließ nichts mehr übrig von der Feierlaune.

Ausgelassen ist die Stimmung, als sich die Schüler des Abiturjahrganges des JAG vor ihrer Schule versammeln und in die Innenstadt ziehen. Am vorletzten Schultag wollen sie zunächst die Schüler des HHG abholen und dann zum Rathausplatz marschieren. „Die Tradition gibt es bestimmt jetzt schon seit fünf Jahren oder noch länger“, erzählt eine Schülerin des JAG. „Am Rathausplatz wollen wir feiern und dann das Rathaus einnehmen. Dort wollen wir auf einem Balkon unsere Abschlussfahne aufstellen“, berichtet sie weiter.

Gut gelaunt ziehen 200 Schüler gemeinsam los. Auf ihrem Weg in die Stadt sperren sie durch Sitzblockaden die ein oder andere Straße ab und verteilen Süßigkeiten an die Autofahrer. Dabei kündigen sie bereits von Weitem ihre Anwesenheit durch laute Musik, Gesang und Trillerpfeifen-Signale an. Eine Kamera ist immer mit dabei, die für das Abschlussvideo möglichst jede Sekunde festhalten soll.

Das Motto des diesjährigen Abiturjahrgangs am JAG ist „Zirkus Abigalli“, abgeleitet von der Pro7-Sendung „Zirkus Halligalli“. Getreu dem Motto sind alle Schüler verkleidet. Die meisten als Tiere, Clowns, Zirkusdirektoren oder Zauberer. Auch eine Mottowoche gab es in der Schule. Am Montag kamen alle in Pyjamas, Dienstag war das Thema „Rund um die Welt“ und am Mittwoch haben sich alle als ihre Kindheitshelden verkleidet. Heute wollten alle mit ihren Abi-Pullovern in die Schule kommen. Auch einen Abi-Streich sollte es geben, der ist natürlich geheim und darf nicht verraten werden. Auch das HHG hat ein Abschluss-Motto: „Abinauten“. Freitag sollte die Mottowoche turbulent ausklingen. Eigentlich.