Bottrop. . Minderjährige Jugendliche aus Afghanistan reisten unbegleitet mit ihrer 18-jährigen Schwester ein. Die Kinder sind traumatisiert.
Die beiden unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die seit kurz vor Weihnachten im Caritas Kinderhaus leben, sind die ersten, die in Bottrop untergebracht werden mussten. Es werden wohl nicht die einzigen bleiben. Bundesweit ist die Zahl der alleinreisenden jungen Flüchtlinge stark gestiegen. Ihre Unterbringung stellt einige Städte mittlerweile vor große Probleme. In Zukunft sollen sie besser auf viele Städte verteilt werden.
Als Ende des Jahres die Anfrage des Bottroper Jugendamtes beim Caritas Kinderdorf einging, lebten die drei jungen Flüchtlinge aus Afghanistan bereits in einer Bottroper Notunterkunft, und es wurde schnellstens eine andere Unterbringung gebraucht. Zwei von ihnen, Brüder, damals noch 16 und 17 Jahren, fanden Platz in der Jugendlichengruppe im Kinderdorf, ihre 18-jährige Schwester jedoch durfte – weil volljährig – nicht mit einziehen. Sie lebt jetzt alleine in einer kleinen Wohnung. Die 18-Jährige ist (noch) Vormund ihrer jüngeren Geschwister und gibt ihnen emotionale Unterstützung.
Traumatische Belastungen
Und das ist ganz wichtig. Thomas Evers: „Wir ahnen, dass die Jugendlichen unter traumatischen Belastungen stehen. Aber wir wissen noch zu wenig von ihnen.“ Biografiearbeit sei mit ihnen noch gar nicht möglich gewesen, weil sie nicht in der Lage seien, über ihre Vergangenheit zu reden. Ohnehin sind Gespräche nur mit Hilfe eines Dolmetschers möglich. „Da sind noch ganz viele Fragen zu klären.“
„Das Wichtigste sind aber erst einmal die Sprache und die Alltagsorientierung“, betont der Heimleiter. Die Sprache erlernen die beiden Jugendlichen seit Mitte Januar in einer internationalen Förderklasse, die Alltagsregeln auch mit Hilfe der anderen Jugendlichen in ihrer Gruppe. Sie sind bereits medizinisch gecheckt worden und sollen in zahn- und augenärztliche Behandlung kommen, sobald die Kostenübernahme geklärt ist. Auch therapeutische Hilfe soll es so bald wie möglich für sie geben, so bald klar ist, dass die Jugendlichen in Bottrop bleiben können.
Informationen über rechtliche Fragen
Die beiden jungen Afghanen werden vermutlich nicht die einzigen Flüchtlinge im Kinderdorf bleiben. Derzeit arbeitet der Heimleiter an einer Konzeption für eine neue gemischte Gruppe mit unbegleiteten Flüchtlingen. Ein Haus dafür stünde im Kinderdorf noch zur Verfügung. Das Bistum Essen hatte unlängst angekündigt, dass die stationären Einrichtungen sich darauf einstellen müssten. Die Bezirksregierung Münster organisiert bereits mehrtägige Fortbildungen für Mitarbeiter in der Jugendhilfe.
„Das ist ja für uns Neuland“, meint denn auch Thomas Evers mit Blick auf das Asylverfahrensrecht. Unterstützt wird das Kinderdorf in rechtlichen Fragen jetzt von den Kollegen des Caritas-Fachdienstes Integration und Migration.