Bottrop. . Die Brandmeister-Anwärter machen ihren Kettensägenschein im Rahmen ihrer Ausbildung. Beim Projekt mit dem RVR fallen Bäume und ein Hochsitz entsteht.
Schon allein die Anfahrt ist abenteuerlich. Es geht mitten hinein in die Kirchhellener Heide, Richtung Heidhof. Und wenn es nicht mehr weiter geht mit dem normalen Pkw, dann steigt man in einen uralten Unimog der Bottroper Feuerwehr um. Das Schätzchen von 1980 bewältigt dann die letzten Meter durch Gestrüpp und schlammiges Gelände spielend leicht. Die Auszubildenden der Bottroper Feuerwehr haben zwei Wochen lang mitten im Wald zu tun, denn sie machen ihren Kettensägenschein. Das ist ein Teil ihrer 18 Monate dauernden Ausbildung zum Brandmeister. Die beiden Anwärter Denis Wala und Michael Trommeshauser begleitet die WAZ seit dem Start ihrer Ausbildung im letzten April. Morgen endet das Kapitel „Kettensägenschein“ mit der Prüfung.
Und eigentlich sind die beiden Brandmeister-Anwärter ganz optimistisch, dass es klappt mit dem Schein. Auch ihr Ausbilder Markus Urbaneck ist zufrieden mit der Leistung seiner Schützlinge. Seiner Miene ist zu entnehmen, dass sie wohl den nächsten Ausbildungsschritt mit Bravur genommen haben.
Feuerwehr-Azubís bauen einen Hochsitz
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Zufrieden sein dürfte auch der Förster des Regionalverbands Ruhr (RVR), für den die Bottroper Feuerwehrmänner gerade ein Projekt erledigen. Sie haben nämlich für die Jagd einen neuen Hochsitz mit Kanzel gebaut. Der alte daneben ist um die 20 Jahre und ein wenig morsch. Für den neuen haben die Anwärter zuvor Lebensbäume geschlagen und entrindet. Die Rinde muss weg, weil sich darin der Borkenkäfer ansiedelt und die Stämme schädigt. Dann wurden die Stützen miteinander verschraubt und auf einer Bodenplatte hochgezogen. Nicht allein mit Muskelkraft, ein kleiner Trecker musste auch ran. Jetzt werden noch die Querverstrebungen gesetzt, bevor zum Schluss die Kanzel drauf kommt.
Die Arbeit geht in die Knochen
Das ist dann das sichtbare Ergebnis ihrer zweiwöchigen Waldarbeit. Dazu gehörte aber auch das Fällen der vom Förster markierten Bäumen, um das Waldstück auszudünnen. Die mussten dann noch entastet und zerteilt, danach von Hand zu einer Sammelstelle geschleppt werden. Da konnten die Brandmeister-Anwärter am Abend spüren, was sie tagsüber getan haben. „Das geht in die Knochen“, stöhnt denn auch Denis Wala. Spätestens um 20 Uhr sei er in diesen Tagen im Bett verschwunden. Sein Kumpel Michael Trommeshauser hat es in der Pause zwischendurch mal mit einem Nickerchen versucht.
Die Sicherheit wird groß geschrieben
„Als ich anfing bei der Feuerwehr vor 25 Jahren, da hat man uns gesagt: Das ist die Säge, so geht sie an und jetzt pass’ auf!“, erinnert sich Ausbilder Markus Urbaneck an seine Einweisung in die Arbeit mit der Kettensäge. Heute spielt Sicherheit eine große Rolle, und die Ausbildung dauert zwei Wochen. Sie startet mit den theoretischen Grundlagen zu den verschiedenen Techniken, zur Instandsetzung und zur Sicherheit. Erst danach geht es in die Praxis.
Im Wald – ausstaffiert mit Helm, Ohrenschützern und Schutzkleidung – müssen die Anwärter lernen einen Baum so zu fällen, dass er in die richtige Richtung stürzt. Dazu müssen sie eine Fallkerbe und eine Bruchstufe passend sägen. Der Ruf „Baum fällt“ ertönt, und schon liegt das Ungetüm da, wo es hin sollte.
Feuerwehr hat immer mehr Sturmeinsätze
Das anschließende Entasten ist noch mal eine Kunst für sich. Äste und Stamm stehen unter Spannung, wenn sie am Boden liegen. Werden sie falsch gesägt, kann sich die Säge hoffnungslos im Holz verkeilen. Dann muss die eine Säge mit einer anderen Säge freigesägt werden.
In der Praxis werden es die angehenden Brandmeister vor allem mit solchem Bruchholz zu tun bekommen, erklärt Markus Urbaneck. Immer häufiger wird die Feuerwehr zur Sturmeinsätzen gerufen, muss Bäume von Hausdächern oder Straßen holen. Sturmtief Ela war im letzten Jahr ein besonders schlimmes Beispiel dafür.