Parteien sehen es postiv, dass der Konzern sich für Bottrop entschieden hat. Kritik gibt es jedoch am Standort und auch die Anbindung wirft Fragen auf.
Selten ist ein Ereignis so aufmerksam verfolgt und vielseitig in der Öffentlichkeit kommentiert worden, wie der Ansiedlungswunsch von Ikea auf dem Kraneburger Feld. Hier ordnen die Parteien im Rat der Stadt den Vorgang ein.
Klaus Strehl (SPD), Bürgermeister und Vorsitzender des Planungsausschusses, begrüßt die Ansiedlung und erkennt darin eine Arrondierung des östlichen Stadtraums. Mit Ikea und Ostermann entstehe dort ein breit gefächertes Angebot auf dem Möbelsektor. „Und Bottrop wird als Standort wahrgenommen, denn der Vorgang bleibt nicht unbeobachtet.“
Für die CDU sind es verschiedene Komponenten, die in jüngerer Zeit den Standort attraktiver gemacht haben. Volker Jungmann, Sprecher im Wirtschaftsförderungsausschuss: „Schon Innovation City hat zu neuen Ansiedlungen geführt. Dass Bottrop inzwischen auch Hochschulstandort ist, erzeugt eine weitere Anziehungskraft für Unternehmen.“
Für die Ratsgruppe von FDP und Piraten freut sich Oliver Mies. Die Diskussion habe es ja seit längerem gegeben und beide Parteien hätten die das Kraneburger Feld als Standort vorstellen können. Er warnt davor, das Projekt kaputt zu reden oder zu torpedieren. Vielmehr solle man gemeinsam nach einer vernünftigen Lösung – gerade für die Verkehrsanbindung - suchen.
Die ÖDP stört sich an der Standortwahl. Die Partei hat sich immer für den Erhalt des Kraneburger Felds stark gemacht. In den Augen des Fraktionsvorsitzenden Johannes Bombeck wäre ein Standort in der Welheimer Mark oder am ehemaligen Flotationsbecken der Zeche an der B 224 sinnvoller. Generell begrüßt die ÖDP die Ikea-Entscheidung für Bottrop, auch Teilzeitstellen würden hier benötigt.
Die Grünen sprechen in ihrer Stellungnahmen vorn „einem lachenden und einem weinenden Auge“. Grundsätzlich seien Ansiedlungen von Unternehmen positiv, so die Fraktionsvorsitzende Andrea Swoboda. Sie kündigte aber an, dass die Grünen sich im weiteren Verfahren „sehr kritisch mit den Plänen und dem Unternehmen Ikeas auseinandersetzen“. Dabei verweist sie auf die Steuerpolitik. So sehr man neue Beschäftigungsanstöße begrüße, „stehen wir Unternehmen wir Ikea oder Amazon grundsätzlich mit gesunder Kritik gegenüber.“ Aber auch die Standortwahl behagt ihr nicht.
Auch Linken-Sprecher Günter Blocks verbindet die Ansiedlung mit einem „aber“: „Es wird von entscheidender Bedeutung sein, die Verträglichkeit der Niederlassung mit dem etablierten Einzelhandel in Bottrop und den benachbarten Städten zu prüfen.“ Kritik übt er am Standort. „Möglicherweise hätte es andere, bereits vorher industriell genutzte Flächen gegeben“.
Die zusätzlichen Arbeitsplätze begrüßt DKP-Mann Michael Gerber. Es wäre aber besser, ehemalige Bergbauflächen zu nutzen, anstatt Natur zu vernichten. Zudem verweist Gerber auf den möglichen Autobahnbau und eine langwierige Baustelle. Dann könnte eine Ansiedlung dort kontraproduktiv sein. Die genaue Linie wolle die Ratgruppe aber noch festlegen.
Positiv äußert sich AfD-Ratsherr Frank Sapountzoglou. Grundsätzlich sei es gut, wenn sich Unternehmen ansiedeln. Er will nun die Vorstellung in den Gremien abwarten.
Positive Auswirkungen überwiegen
Jan-Gerd Borgmann, der Vorsitzende des örtlichen Einzelhandelsverbands (EHV), hat bei der Beurteilung der Ikea-Pläne zwei Blickwinkel. Sieht er die Entwicklung aus Sicht der Innenstadt, dann sei eine gewisse Vorsicht geboten. Denn aus Sicht der City sei das sicher eine Entscheidung, die die Innenstadt nicht unbedingt stärke. Deshalb sei es wichtig, Einfluss auszuüben auf die Verkaufsfläche für die innenstadtrelevante Waren. Auch Ostermann unterliegt in dem Bereich Beschränkungen und damals sei der EHV eingebunden gewesen, lobt Borgmann.
Gleichzeitig sei die Ikea-Entscheidung aber ein positives Signal für die gesamte Region. Und der örtliche EHV ist Teil des Verbands Westfalen West mit Gelsenkirchen und Gladbeck. Für die strukturschwache Region sei es eine gute Entscheidung. Über Umsatzsteuer- oder Lohnsteuerumlagen könnte Bottrop besonder profitieren. Borgmanns Fazit: „Per Saldo ist für uns ganz klar, dass wir bei weitem mehr positive als negative Auswirkungen sehen.“