Bottrop. . Bei Passmanns wurde wieder Lasagne und anschließend Bayerische Creme mit Roter Grütze serviert. Die Einladung an die Kolüsch-Gäste hat Tradition.

Etwa zum zehnten Mal – so genau weiß das niemand mehr mehr – hat Passmanns Wirt Reimbern von Wedel-Parlow am Dienstag Mittag die Türen seiner Kulturkneipe weit geöffnet für die Gäste aus der Nachbarschaft: „Kolüsch meets Kulturkneipe“ hieß die Devise wieder einmal.

Für den Wirt ist soziales Engagement in seiner Heimatstadt Bottrop eine Selbstverständlichkeit. Seine ursprüngliche Idee war, den Gästen des „Restaurants der Herzen“ wie das Kolüsch der Evangelischen Sozialberatung Bottrop (ESB) auch heißt, wenigstens einmal im Jahr zum „krönenden Abschluss der Saison“ einen „richtigen“ Restaurantbesuch zu bieten. „Es ist ja für die Gäste des Kolüsch nicht so üblich, dass sie ins Restaurant gehen“, verrät Claudia Kretschmer von der ESB kein Geheimnis. „Wir versuchen, es so ähnlich wie in einem Restaurant zu machen. Aber ähnlich ist eben nicht gleich“, ist die Sozialarbeiterin froh über die Gastfreundschaft im Passmanns immer dann, wenn das eigentliche Domizil für eine Karnevalsfeier gebraucht wird.

Lasagne und anschließend ein Dessert

Was dann bei Passmanns auf den Tisch kommt, hat auch Tradition: Lasagne nämlich. „Das können wir gut vorbereiten für so viele Leute. Jetzt sind alle Öfen in Betrieb“, verrät der Chef. Die Tische im Gastraum sind eingedeckt. Das Personal des Kolüsch, in Dienstkleidung natürlich, steht parat, um zu servieren. Nachschlag inklusive und ein Dessert gibt es auch: Bayerische Creme mit Roter Grütze.

Rund 80 Gäste werden im Passmanns bewirtet, so wie sonst während der Saison von Mitte Dezember bis zum 13. März auch werktags kostenlos von Kolüsch. Am Monatsbeginn kommen weniger Gäste, am Monatsende, wenn das Geld bereits knapp wird, eher mehr. Ehemals Wohnungslose kommen her, Menschen, die einsam sind, Menschen, die nicht gerade im Geld schwimmen.

Hier kann man Leute treffen

Jolanda Knoll-Hoch zählt sich zu den Einsamen: „Als alleinstehende ältere Frau kommt man ja kaum noch irgendwo hin. Man wird nicht mehr beachtet, wenn man nicht mehr jung und chic ist. Aber man war ja nicht immer arm“, klagt sie. Der Besuch im Passmanns ist für sie eine Gelegenheit, raus zu kommen und Gleichgesinnte zu treffen. Das schätzt auch Detlef Schmidt, genannt „Richy“, an dem Restaurantbesuch: „Für mich ist das immer ein besonderes Highlight“, verrät er. „Man trifft hier Leute wieder, man kennt sich und man hilft sich.“

Dass das Kolüsch überhaupt möglich ist, betont Claudia Kretschmer, liegt auch am Engagement des neunköpfigen zum größten Teil ehrenamtlichen Helferteams, an den vielen Spendern und dem Zuschuss der Stadt.

Gemüse aus dem eigenen Garten 

Sobald die Saison des Kolüsch am 13. März endet, startet die Evangelische Sozialberatung Bottrop (ESB) ein neues Projekt. „Wir wollen eine Koch- und Ernährungsberatung machen“, verrät die Sozialarbeiterin Claudia Kretschmer. Es soll gemeinsam gekocht und zusammen gegessen werden, 14 Leute haben sich bereits dafür angemeldet und auch ein Kursleiter hat sich bereits gefunden. Dabei wird es vor allem darum gehen, gesund und ausgewogen zu kochen, auch wenn das Budget klein ist. „Gesund ist nicht teuer und gesund kann auch lecker sein.“ Das wolle man den Teilnehmern vermitteln, erklärt die Sozialarbeiterin.

Geboren wurde die Idee im Zusammenhang mit der Bottroper Tafel: „Manche Leute wissen gar nicht wie sie die Lebensmittel zubereiten sollen, die sie von der Tafel bekommen“, hat Claudia Kretschmer festgestellt, deren Klientel bei der Sozialberatung häufig auch Kunde bei der Tafel ist.

Und noch eine Idee soll in diesem Frühjahr umgesetzt werden: „Wir wollen den Garten unserer Wohngruppe bestellen. Darin soll dann jahreszeitlich passend Gemüse angebaut und in dem Kurs zubereitet werden“, erklärt Claudia Kretschmer. Bevor das realisiert werden kann, wird aber noch ein Gärtner gebraucht. Für ihn wird über das Jobcenter eine 30-Stunden-Stelle finanziert. Interessierte können sich bei Claudia Kretschmer melden: Tel. 317055