Schwedisches Möbelhaus plant seine Niederlassung im größten Format, das es im Programm hat. Auf 25 500 Quadratmeter wird das Vollsortment angeboten. Ein Projekt für die Region.

Ikea will in dem bisherigen Gewerbegebiet „Kraneburger Feld“ in der Boy sein 51. Möbelhaus in Deutschland errichten. Es wird eine Verkaufsfläche von 25 500 Quadratmetern haben, soll das volle Katalog-Sortiment umfassen und damit zu den größten Häusern gehören, die Ikea bundesweit betreibt. Zum Vergleich: Ikea in Essen misst in seiner Verkaufsfläche nicht einmal die Hälfte.

150 Arbeitsplätze entstehen unter dem Dach der Neuansiedlung. „Die Zahl der Mitarbeiter liegt aber deutlich höher“, sagt Hans-Joachim Bruschke, der die deutschen Ikea-Projekte entwickelt. „Denn es handelt sich zu einem guten Teil um Teilzeitarbeitsplätze. Schon deshalb, weil wir von 9.30 Uhr bis 20 Uhr geöffnet haben und das nur im Zweischichten-Betrieb geleistet werden kann.“

Bauinvestition: 60 Millionen Euro

Die Baukosten veranschlagt Ikea mit 60 Millionen Euro. „Wir vergeben den Großteil der Gewerke immer regional“, sagt Bruschke und weist damit auf die Größenordnung hin, die sich zum Teil in den Auftragsbüchern von Bottroper Handwerksfirmen wiederfinden dürfte. Aber nicht nur dort.

„Wir verstehen diese bedeutsame Ansiedlung als ein regionales Projekt“, sagt Oberbürgermeister Bernd Tischler und betrachtet dabei das Städtedreieck Bottrop, Gladbeck und Gelsenkirchen. Die Bewohner dieses Raums profitierten nicht nur von dem zusätzlichen Angebot auf dem Möbelsektor. Die Planungs- und Bauaufträge würden in der Region vergeben, und die neuen Arbeitsplätze seien ein großer Gewinn für alle drei Städte. Die beabsichtigen, eine Vereinbarung mit Ikea zu schließen, „um diese Vorteile zu sichern“, sagt Tischler.

Die drei Städte werden sich noch auf andere Weise mit dem Ikea-Projekt befassen, denn in einem der nächsten Schritte sind Gutachten zu erstellen, Eines davon dreht sich um die Verträglichkeit der Ikea-Niederlassung mit dem etablierten Einzelhandel in den benachbarten Städten. Zwei weitere Expertisen müssen die Auswirkungen auf Umwelt und Verkehr beleuchten.

„Diese Ansiedlung ist ein wirtschaftliches Highlight. Aber sie wird planerisch auch schwierig zu entwickeln sein“, ahnt Klaus Strehl, Vorsitzender des Planungsausschusses. Denn das Kraneburger Feld hat für Umweltschutzverbände und andere Gruppen einen gewissen Stellenwert, den sie in der Vergangenheit bereits deutlich gemacht haben. Es gibt Anwohnerinteressen zu berücksichtigen, und dann ist da ja auch noch die Autobahn 52, die sich als Zukunftsfolie über die B 224 legt. Weil Ikea im günstigsten Fall Ende 2018 eröffnen will, muss als Zubringer zunächst ein großes Kreuzungsbauwerk an der B 224 und der Straße Im Gewerbepark realisiert werden, das zugleich auf die Projektionen einer A 52 passt. Deshalb wurden im Vorfeld nicht nur Bottrops Technischer Beigeordneter Norbert Höving, sondern auch schon Straßen.NRW, jene Landesbehörde, die die A 52 bauen will, eingeweiht.

Bis zu 1,5 Millionen Besucher im Jahr

Ikea hat seinen Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit der Niederlassung eine Besucherzahl zwischen einer und 1,5 Millionen zu Grunde gelegt. „Das Einzugsgebiet umfasst die Städte Bottrop, Gelsenkirchen, Gladbeck, Essen und die A-40-Schiene bis zur holländischen Grenze“, sagt Ikea-Projekt-Manager Thilo Meyer.

Sein Haus habe ein bestimmtes Selbstverständnis von der Existenz vor Ort. „Wenn wir einen Standort für gut befinden und uns ansiedeln, dann bleiben wir auch. Wir bringen Frequenz in die Stadt und sind deshalb an einer langfristigen Vernetzung interessiert. An all unseren Standorten bemühen wir uns um Mitgliedschaften in bestimmten Verbänden und Vereinen.“

Diese Ikea-Haltung betreffe auch Anwohner und Nachbarn, mit denen man in den Dialog treten möchte. „Wir wollen transparent und offen sein“, sagt Meyer. Es seien bereits Fragen nach der Konkurrenz zum Möbelhaus Ostermann aufgekommen, das dann in Sichtweite liegt. „An vielen anderen vergleichbaren Orten haben wir die Erfahrung gemacht, dass man gegenseitig voneinander profitiert. Ich gehe davon aus, dass dies hier nicht anders sein wird.“

Ausgleichsmaßnahmen

Den Eingriff in die Landschaft wolle Ikea so gering wie möglich halten. Es werde weder ein Wald noch ein Schutzgebiet angetastet. Das Unternehmen erwägt, ein Grundstück von 110 000 Quadratmetern zu erwerben. „Wir stehen auf dem Standpunkt, dass ökologische Ausgleichsmaßnahmen nahe an unseren Gebäuden stattfinden sollen“, sagt Hans-Joachim Bruschke. Denkbar sei eine Verzahnung mit der Renaturierung der Boye, eine Regenwasser-Bewirtschaftung, Naherholungsfunktionen. Unbedingt wolle man eine öffentliche, gut erreichbare Busanbindung haben. Beim Thema Parken denke man über Parkdecks nach.