Marga Löchelt ist Vorsitzende des Hilfs-Fonds, der den Namen ihres verstorbenen Mannes trägt: Ernst-Löchelt-Stiftung. Sie will seine Herzenssache weiterführen.

Sie war viele Jahre lang die „First Lady“, hat an der Seite ihres im August 2014 verstorbenen Mannes, des damaligen Oberbürgermeisters Ernst Löchelt, die Stadt bei offiziellen Anlässen repräsentiert, und doch: Marga Löchelt steht gar nicht so gern im Vordergrund, sie drängt sich nicht in den Mittelpunkt. Marga Löchelt ist, wie man im Ruhrgebiet sagt, geerdet, sie steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Ohne jeden eitlen Firlefanz.

Doch nun wird sie trotz ihrer zurückhaltenden Art wohl etwas häufiger in der Öffentlichkeit stehen: Der Rat der Stadt hat die 61-Jährige kürzlich einstimmig zur Vorsitzenden des Vorstands der Ernst-Löchelt-Stiftung gewählt. Sie unterstützt Kinder aus finanzschwachen Familien.

Ein ehrenvolles Amt, gewiss, „aber das war schon gewöhnungsbedürftig“, sagt sie ehrlich. „Einen Vorstands-Posten okay, das konnte ich mir vorstellen. Aber Vorsitzende, das ist schon etwas anderes.“ Zugesagt habe sie dann doch und zwar vor allem aus einem Grund: Weil die anderen Vorstands-Mitglieder ihr ohne Wenn und Aber zur Seite stehen. „Ohne diese tatkräftige Unterstützung hätte ich mir das nicht zugetraut.“

Aber es gibt auch noch einen anderen Grund: Und das ist ihr verstorbener Mann Ernst Löchelt. Er hatte die Stiftung 1996 gegründet. Dass sie seine Arbeit nun fortsetzen, seine Herzenssache, Kindern zu helfen, auf diese Weise weiterführen kann, das wiederum kommt ihr sehr entgegen. Es ist auch ein Herzensanliegen der früheren Mitarbeiterin des Sozialamtes.

Sie war von Anfang an mit dabei. „Die Idee ist uns gemeinsam gewachsen“, erzählt sie. Seither hat sie das Ansinnen mit Rat und Tat begleitet. Aber vor allem: Sie sammelt mit großem Einsatz und unvergleichlicher Begeisterung Spenden, und zwar über das Kochen von besonderen Marmeladen.

Der süße Brotaufstrich wird – es gehört schon zur Tradition in Bottrop – auf dem Weihnachtsmarkt verkauft. „Mein Mann hat immer gesagt: ,Wer soll euch das denn abkaufen?’“, erzählt sie lachend. In diesem einen Fall allerdings hat er mit seiner Einschätzung daneben gelegen: Denn der Verkauf ist zu einem echten Selbstläufer geworden. „Die Stiftung steht ja auf dem Etikett und die Leute spenden dann auch. Außerdem verteilen wir an dem Stand Flyer, wir reden mit den Leuten, das ist auch Öffentlichkeits-Arbeit.“

Und dazu eine, die sich lohnt. Für den vergangenen Weihnachtsmarkt, der zum ersten Mal länger als drei Tage geöffnet war, habe das Team, das die Marmeladen produziert, „bis auf den letzten Drücker“, nachgekocht – so stark war die Nachfrage. 1600 Marmeladen wurden verkauft, 7500 Euro wurden für die Stiftung umgesetzt.

Hilfe bei Klassenfahrten

Gründungsidee für die Stiftung, sagt Marga Löchelt, sei ein Ausspruch ihres Mannes, der auch viele Jahre Vorsitzender Arbeiterwohlfahrt war, gewesen: „Kein Kind soll aus finanziellen Gründen auf die Freizeit in den Ferien verzichten.“ Daher habe die Stiftung ursprünglich vor allem die Teilnahme an den Freizeiten ermöglicht. Heute, nachdem aus Geldmangel viele Angebote gestrichen wurden, unterstütze sie häufiger bei Klassenfahrten. 2014 stellte sie dafür 13 000 Euro zur Verfügung, für Freizeiten 7500 Euro, bilanziert Karl-Heinz Ehring, Geschäftsführer der Stiftung. Aber das sind nur zwei Beispiele, die Stiftung leistet wesentlich mehr. Sie stützt Familien in finanziellen und sozialen Notfällen, springt ein – nach gründlicher Prüfung durch den Vorstand – wenn Eltern nicht weiter wissen.

Für Marga Löchelt ist die Arbeit aber auch ein Stück Gemeinsamkeit mit ihrem Mann, über den Tod hinaus. „Die Beschäftigung mit der Stiftung tut gut, weil ich die gemeinsame Zeit auch rekapitulieren kann“, sagt sie. „Er hat die Hälfte meines Lebens mitgeprägt. Das kann man nicht beiseite schieben.“

Aber sie hat auch neue Pläne. Da ist die Gartenarbeit, auf die sie sich freut, das Fahrrad-Fahren. Und: Sie hat schon mit dem Kochen neuer Marmeladen begonnen. Der Weihnachtsmarkt kann kommen.