Kirchhellen. Beim Kabarett im Hof spricht Liedermacher Fred Ape viel Wahres aus. Matthias Jung kommt amüsant daher. Benjamin Eisenbergs Intermezzi haben es in sich.
Fred Ape und Matthias Jung hießen die beiden Gäste, die Moderator Benjamin Eisenberg für den Januar-Treff „Kabarett im Hof“verpflichtet hatte. Zwei ganz unterschiedlich agierende Künstler gaben ihre Visitenkarte bei ausverkauftem Haus ab: Ape wandelte als Liedermacher auf den Spuren von Reinhard Mey, Jung schlug aus der provinziellen Hochburg Hövelheim, wo er wohnt, lichterlohe Comedian-Funken.
Wie weiland Udo Jürgens
Eisenbergs Intermezzi hatten es in sich. Er griff die Karikatur-Skandale, die von Zeichnern bei Islamisten ausgelöst wurden, weil sie gegen Mohammed gerichtet waren, mit Ironie und Sarkasmus auf. Seine Reaktion mit einer „entschärften Satire“: ein leeres Blatt Papier „mit Rahmen drum“. Dagegen kann ja wohl niemand etwas haben…
La Signora nächster Gast
Als nächster Termin für die Bestseller-Reihe „Kabarett im Hof“ ist Mittwoch, 25. März ab 19.30 Uhr vorgesehen.
Zu Gast sind am Wellbraucksweg 2 dann La Signora (Carmela del Feo) und „Magic Udo“.
Eintrittskarten gibt es vier Wochen vorher in den Humboldt-Buchhandlungen.
Fred Ape, einst Frontmann der Band „Ape, Beck & Brinkmann“ in den 70er und 80er Jahren, gilt eher als leiser, hintergründig fragender und niemals bösartiger Zeitgenosse. Diese Einschätzung bestätigte er auch an diesem Lachtheater-Abend. Seine Themen: die scheinbar alterlose Gesellschaft, die von Petrus nach dem Ableben aus dem Himmel als „zu jung“ zurück auf die Erde geschickt wird, das Erwachsenwerden der Tochter, die Karrieren der der Realität abgewandten Politikwissenschaftler, die Nostalgie der Foto-Alben, das gefährliche Gut der Vorurteile. Er sprach viel Wahres aus in seinen Mitsing-Songs und seinen zuweilen frechen Überleitungen.
In die raue Wirklichkeit des Ruhrpotts
Aus der Mainzer Provinz in die raue Wirklichkeit des Ruhrpotts – das ist der Weg, den Matthias Jung schmunzelnd und genießerisch zurücklegt. Er gibt gern den Trottel, der mit Mama und Papa die Metropolen bereist, oder den ewigen Schuljungen, der mit seinem Lehrer um die Wette trinkt. Aktuelle Bissigkeit? Fehlanzeige. Jung begnügt sich mit gesellschaftskritisch beleuchteten, insgesamt jedoch bedenklichen Eigenerlebnissen: amüsant und insgesamt friedlich. Ein echt „netter Jung“ eben!
Eisenbergs Schlusspointe: Er kam wie weiland Udo Jürgens im weißen Bademantel, um noch einen Hit anzustimmen. Aber er verzichtete aus „künstlerischen Gründen“ auf sein Tasten-Debüt im Hof. Schade eigentlich.