Bottrop. . 2014 verließen fast doppelt so viele Bottroper die Kirche wie in dem Jahr zuvor. Vor allem die Katholiken verabschiedeten sich von ihrer Kirche.
Für die beiden großen Kirchen in Bottrop war das vergangene Jahr kein gutes; die Austrittszahlen bewegten sich auf Rekordhöhe. 2014 haben 820 Bottroper beim Amtsgericht ihren Austritt aus einer der beiden Kirchen erklärt. 2013 waren es insgesamt 476 Personen.
Den weitaus größeren Anteil bei den „Abmeldungen“ musste die katholische Kirche, die rund 41 000 Mitglieder in der Stadt zählt, hinnehmen. Von den 820 Menschen, die die Kirchen verließen, waren 583 katholisch. Allerdings: Das Amtsgericht unterscheidet nicht mehr wie früher nach Bistümern, was bedeutet: Die Gläubigen aus Kirchhellen, die nicht zum Bistum Essen, sondern zu Münster gehören, wurden erstmals nicht herausgerechnet.
Kein unbedeutender Hinweis, denn in Kirchhellen wurde kontrovers über eine neue Gottesdienstordnung diskutiert, in Grafenwald gab es Ärger wegen des Umgangs mit einem Pfarrer, der in den Ruhestand ging. Nicht wenige Gläubige dort zeigten sich enttäuscht über die Kirche.
Klarheit gibt es aber nicht über die Austrittsgründe, sie werden nicht erhoben. Die Kirchen vermuten, dass einer von vielen Gründen in der Umstellung beim Einzug der Kirchensteuer auf Kapitalerträge liegen könnte. „Obwohl das ja keine neue Steuer ist“, sagt der evangelische Pfarrer Ulrich Schulte, Vorsitzender des Presbyteriums. Er versteht die Austrittszahlen in der evangelischen Kirche (237 von insgesamt 24 500 Mitgliedern) aber auch als Ansporn. „Wir müssen werben und erklären, warum es sinnvoll ist, Mitglied der Kirche zu sein.“
Propst Paul Neumann reagiert zurückhaltend auf die hohe Austrittszahl bei den Katholiken, weil sich der Anteil der Kirchhellener dabei nicht beziffern lässt. Er schreibt – wie es in der katholischen Kirche inzwischen üblich ist – jedem Bottroper, der aus der Kirche ausgetreten ist. Er könne damit wahrscheinlich kaum jemanden dazu bewegen, zurückzukehren, doch er räumt ein, dass „es etwas mit der Offenheit zu tun hat, die wir in der Kirche leben wollen“. Und manchmal komme er danach auch mit dem ein oder anderen „Ausgetretenen“ ins Gespräch. Der Stadtdechant wertet schon dies als ein positives Zeichen.