Bottrop. Ein Forschungsprojekt der Emschergenossenschaft lotet Möglichkeiten zur Energie- und Fettgewinnung aus. 48 Millionen Euro werden dafür in die Hand genommen.

. Die Emschergenossenschaft und das Biotechnologie-Unternehmen Brain AG erforschen jetzt Möglichkeiten, die Energieausbeute unter anderem im Bottroper Klärwerk zu steigern und dort spezielle Öle für die Schmierstoffindustrie zu gewinnen. Das Projekt ist auf neun Jahre angelegt und besitzt ein Budget von 48 Millionen Euro.

Die Gesamtkoordination dieses anspruchsvollen Vorhabens liegt in den Händen der Emschergenossenschaft. Dessen Chef, Jochen Stemplewski: „Kläranlagen verrichten bei der Abwasserreinigung bereits einen sehr guten Dienst. Allerdings scheint ein hohes Verwertungspotenzial an ungenutzten Kohlenstoffverbindungen vorhanden zu sein, das wir zu erschließen versuchen. Hierdurch könnten die Betriebskosten weiter verringert und auch die Umwelt zusätzlich entlastet werden.“

Dabei will die Genossenschaft zusammen mit der Brain AG neue Techniken ausloten, vor allem aber neue Nutzungen des Abwassers erforschen, um die Werte dieses Substrats noch weiter auszuschöpfen. Die Einbindung der Biotechnologie biete dabei neue Chancen für die Siedlungswasserwirtschaft, „wobei alle Risiken, die damit verbunden sein könnten, genau betrachtet und ausgeschlossen werden müssen“, sagt Stemplewski.

Risikobewertung

Dirk Bogaczyk, Gesamtkoordinator bei der Emschergenossenschaft: „Daher führen wir umfangreiche Nachhaltigkeitsuntersuchungen durch, in denen der Pfad entlang der gesamten Wertschöpfungskette verfolgt, geprüft und bewertet wird.“

Das Projekt wird vom Bundesforschungsministerium gefördert. Dort ist eine strategische Allianz mit der Bezeichnung „ZeroCarbFP“ (Zero Carbon Footprint) angesiedelt, zu der die neuen Aktivitäten der Emschergenossenschaft und der Brain AG gehören.

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Die bis heute gewonnenen Erkenntnisse seien bereits sehr vielversprechend. Aus dem Abwasser der Kläranlagen der Emschergenossenschaft konnten Organismen isoliert werden, die aufgrund ihrer Eigenschaft zur hohen Lipidbildung weitere Untersuchungen rechtfertigen. Lipide sind Fettverbindungen.

Neben speziellen Bakterien konnte außerdem auch eine Reihe von Hefen und Pilzen identifiziert werden, die das Potenzial zum Energie- und Rohstofflieferanten besitzen.

Kläranlagen gelten als die größten kommunalen Stromverbraucher. Zur Abwasserreinigung werden pro Person und Jahr derzeit durchschnittlich 50 Kilowatt-Stunden an elektrischer Energie benötigt. Umgerechnet auf den durchschnittlichen Stromverbrauch im Privatbereich entspricht dies etwa fünf Prozent.