Bottrop. Bei einem Alarm, bei dem der Straftäter noch am Ort vermutet wird, sind die Beamten des Wach- und Wechseldienstes der Polizei in weniger als fünf Minuten zur Stelle. Im Keller liegt das Schießkino für Trainingszwecke

„Kein Eingang“ steht am Eingang des Traktes an der Gladbecker Straße 44, wo die rund 110 Beamten des Wach- und Wechseldienst der Polizei untergebracht sind. Für die WAZ macht Klaus Berkenbusch eine Ausnahme mit einer Führung durch das Gebäude, in dem das Land das Finanzamt und die Polizei untergebracht hat. Der Mann darf das, denn der Erste Polizeihauptkommissar ist seit 2013 Chef der Polizeiwache Bottrop. Und er kann das, denn er tut in diesem Gebäude mit Unterbrechungen seit 1981 Dienst.

Besucher betreten die Wache durch eine Doppelschleuse. Geschützt durch eine Glastür, tragen sie ihr Anliegen vor: Anzeige erstatten, Aussage machen oder Vorladung zur Vernehmung. Die Schleuse schafft Sicherheit, aber auch Diskretion: „Keiner bekommt so mit, was den Bürger zu uns führt, und das ist gut so“, sagt Berkenbusch. In anderen Wachen müssen die Menschen in einem womöglich gut gefüllten Warteraum über eine schlecht funktionierende Gegensprechanlage erklären, warum sie gekommen sind. „Das haben wir besser gelöst“, sagt Berkenbusch.

Der Wachdienstführer schickt die Bürger durch eine zweite Schleuse, wo sie von den zuständigen Beamten abgeholt werden. An der Gladbecker Straße sind neben der Wache der Bezirks- und Schwerpunktdienst untergebracht, zwei Kriminalkommissariate sowie die Führung der Inspektion West unter Polizeidirektor Arno Langanke, zuständig nicht nur für Bottrop, sondern auch noch für Gladbeck, Marl, Haltern und Dorsten.

Weniger als fünf Minuten

Die Steuer-Stelle des Wach- und Wechseldienstes ist die so genannte dezentrale Einsatzbearbeitung. Die Beamten in der Leitstelle in Recklinghausen sehen ebenso wie die Kollegen in Bottrop, wo und in welchem Status die Streifenwagen gerade sind: bei einem Einsatz, unterwegs zu einem oder mit einem anderen Auftrag. „Größere Einsätze werden direkt verteilt, die anderen dezentral über unsere Wache“, erklärt Berkenbusch. Das funktioniert gut, beweist die Statistik. Bei einem Alarm mit dem Stichwort „Täter am Ort“ ist der erste Streifenwagen im Schnitt in weniger als fünf Minuten zur Stelle, bei einem schweren Unfall in achteinhalb. Das sind die Werte fürs Präsidium, die Innenminister Ralf Jäger im August veröffentlicht hat; die fürs Bottroper Stadtgebiet sind sogar noch ein wenig besser.

Schießstand

Was es noch zu sehen gibt hinter den Kulissen? Nach Geschlechtern getrennte Sanitär- und Umkleideräume, eine Sporthalle, Aufenthaltsräume der gemütlichen und der weniger gemütlichen Art (vom Polizeigewahrsam wird in den nächsten Tagen noch zu reden sein) und im Keller ein Ort, der so gut gesichert ist, dass sogar der Chef sich einen Schlüssel dafür holen muss: der Schießstand. „Unser Schießkino wird fast täglich zum Trainieren genutzt“, sagt Berkenbusch. „Hier werden zum Beispiel Filme eingespielt, in denen Alltagssituationen in Gewalt eskaliert.“ Auf bis zu 25 Meter Entfernung können die Beamten schießen: Der Raum erstreckt sich unterirdisch bis neben die benachbarte Kirche.