Bottrop. Im neugestalteten Museum für Ur- und Ortgeschichte öffnet ein Experte eine Vitrine. Sie birgteinige kleinere Stücke, die mit der Kommende als Sitz der Deutschordensritter in Verbindung gebracht werden.
. Viel ist nicht mehr übrig geblieben von der alten Kommende Welheim, obwohl dort über Jahrhunderte die Deutschordensritter eine Residenz unterhielten. Durch sie gehörte „Schloss Welheim“, wie es im Volksmund hieß, zu den wichtigsten Grundbesitzern im alten Bottrop und darüber hinaus.
Heute erinnern nur der Straßenname „An der Kommende“ an das frühere Gut in Welheim, auf dem noch bis in die 1940er Jahre ein Pächter saß. Das im Krieg beschädigte Herrenhaus wurde 1954 abgerissen, das Gelände später eingeebnet und als Gewerbegebiet überbaut. Immerhin wurde das geschichtsträchtige Areal innerhalb der früheren Gräfte vor neun Jahren in die Liste der Bottroper Bodendenkmäler aufgenommen. Das bedeutet zumindest, dass das Bodendenkmalamt in Münster informiert werden muss, falls dort wieder einmal Erdbewegungen stattfinden.
Vom Friedhof
„Gezielte Ausgrabungen hat es dort aber nie gegeben“, sagt Andreas Sarazin, während er im neugestalteten Museum für Ur- und Ortgeschichte für die WAZ die Vitrine öffnet, die einige kleinere Stücke birgt, die mit dem Ordenssitz in Verbindung gebracht werden. Neben Kanonenkugeln, die wohl aus dem 17. Jahrhundert stammen, liegt dort auch ein kleines Kreuz. „Ein so genannter Zufallsfund, den Arno Heinrich 1966 gemacht hat, als man auf dem Kommende-Gebiet Leitungen verlegte“, sagt der wissenschaftliche Mitarbeiter des Museums.
Fast alles, was aus Alt-Bottrop ans Tageslicht befördert wurde, sind Zufallsfunde. Systematische Grabungen habe es nur im Bereich des Gräberfeldes am Südring gegeben, sagt Sarazin (die WAZ berichtete kürzlich).
Geschützt durch Handschuhe liegt inzwischen das nur drei Finger breite Kreuz, an dessen oberem Balkenende sich eine Öse befindet, auf der Handfläche von Andreas Sarazin. Es stammt vom ehemaligen Friedhof der Kommende - und lässt sich sogar öffnen. Es handelt sich um ein Reliquienkreuz.
Ein kleines Kästchen aus einer Silberlegierung, das, wie Sarazin weiß, noch im unrestaurierten Findungszustand ist. In Inneren der Kapsel ruht ein weiteres, diesmal zweiteiliges Kreuz. Es ist aus geschliffenem Bergkristall und wird mit feinem Silberdraht zusammengehalten. „Es war ursprünglich wohl auf Stoff genäht und könnte ebenfalls etwas enthalten haben“, vermutet der Experte. Außerdem liegt ein winziges Knäuel alter Wolle und ein kleines Knochenstück - wohl von einem Handrücken - in der silbernen Kreuzhülle. Die ist stark korrodiert, auch die winzige Schraube, die beide Teile zusammenhält und noch funktioniert. „Das Silber war wohl mit Kupfer verunreinigt, so bildete sich der Grünbelag auf der Oberfläche“, sagt der Wissenschaftler.
Ordensritter
Das Kreuz gehörte vermutlich einem der Ordensritter. Über die Reliquie lässt sich nichts Bestimmtes sagen, ebenso wenig über den Träger des Kreuzes. „Hätte es eine wissenschaftliche Ausgrabung gegeben, wäre es vielleicht möglich gewesen, das Kreuz einem bestimmten Grab und so einem bestimmten Ordensritter zuzuordnen“, sagt Andreas Sarazin. Aber auch Arno Heinrich sei ja immer nur gerufen worden, wenn Arbeiter zufällig auf irgendetwas gestoßen seien und habe weder Zeit noch die Möglichkeit gehabt, gezielt im Fundumfeld zu graben. Sarazin ist sich sicher: Im Bereich der Bottroper und Kirchhellener Bodendenkmäler würde einiges zutage kommen, wenn es gezielte Untersuchungen und Grabungen gebe.