Bottrop. . Mit ihren High-Tech-Kameras inspiziert ein städtisches Team das Bottroper Kanalnetz. Die dabei entstehenden Bilder werden zu einem Film zusammengesetzt. Ein bisschen wie Daumenkino.

Thomas Meinicke schiebt die Seitentür des orangefarbenen Sprinters auf. Dahinter erwartet die Betrachter ein nahezu komplett ausgestattetes Büro. Schreibtisch, Stuhl, Computer und mehrere Monitore – alles da. Hinter einer Trennwand im rückwärtigen Teil gibt es noch mehr High-Tech, mit der die Kanalinspekteure der Stadt ihrer Arbeit nachgehen. Meinicke ist Meister für die Spezialfahrzeuge der Stadt Bottrop und damit auch zuständig für diesen Kanal-TV-Wagen. Mit „BOT - TV“ bekam der übrigens ein passendes Kennzeichen. Rund 300 000 Euro kostet so ein Spezialfahrzeug.

Paul Mittler gehört zu denen, die täglich mit dem Wagen unterwegs sind und die mithilfe der ausgefeilten Technik auf dem Fahrzeug Bilder vom Bottroper Untergrund anfertigen. Wenn man so will sind Mittler und seine Kollegen „Kameramänner“. Wobei die offizielle Berufsbezeichnung Kanalinspekteur lautet. Hier im Kirchhellener Neubaugebiet sind sie nun unterwegs, um die Kanalisation zu prüfen. Bevor sie die Stadt vom Bauträger übernimmt, nehmen Mittler und die Kollegen das Röhrenbauwerk genau unter die Lupe.

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Mit vereinten Kräften heben Mittler und sein Kollege Sebastian Vollmer den Kanaldeckel an. Rückwärts haben sie ihren Dienstwagen herangesetzt. Aus dem Heck des orangenfarbenen Sprinters lassen sie jetzt langsam eine Kamera in den Kanalschacht hinab. Das runde Gerät baumelt an einem Glasfaserkabel und macht es möglich, 360-Grad-Aufnahmen von dem Schacht anzufertigen. Wird die Kamera wieder hinaufgezogen, löst sie alle fünf Sekunden aus. Die Bilder werden dann am Rechner zu einer Filmsequenz zusammengesetzt. „Das ist im Prinzip wie ein Daumenkino“, sagt Meinicke. Der Film entsteht direkt im Wagen, im besagten „Bürotrakt“. Auf dem Betriebshof wird der TV-Wagen später an den Server angestöpselt, und die Daten werden übertragen, um sie Stadtplanern und dem Tiefbauamt zur Verfügung zu stellen.

Farbe markiert die Fließrichtung

Mit Sprühfarbe markiert Mittler die Fließrichtung des Abwassers. Die Markieung dient später im Film als Orientierungshilfe. Auf der Straße ist sie noch einige Tage sichtbar und verschwindet dann.

An Bord des Fahrzeugs befinden sich neben der Kamera für die Schächte zwei weitere Kameras. Mit denen werden Kanäle abgefahren. 450 Meter Kabel können solche Geräte hinter sich herziehen und genaue Bilder der Kanalisation anfertigen. Gesteuert werden sie aus dem Wagen heraus über Joysticks.

An jeder Muffe – also an jedem Verbindungsstück zwischen zwei Kanalrohren - stoppt Mittler diese Kamera und schwenkt dann die ganze Verbindung ab. Denn er muss wissen: Ist hier auch wirklich alles dicht?