Propst Neumann sieht auf die katholische Kirche gravierende Veränderungen zukommen. Die könnten sogar massiver als 2005 ausfallen.

Die Katholiken in der Stadt werden sich in den kommenden Jahren auf massive Veränderungen in ihrer Kirche einstellen müssen. Denn die jüngsten Spar-Vorgaben des Bistums dürften einschneidende Folgen haben. Das jedenfalls sehen Propst Paul Neumann für die Pfarrei St. Cyriakus voraus wie auch Pfarrer Martin Cudak für St. Joseph. „Die Veränderungen könnten mindestens so gravierend sein wie die, die wir bei der Umstrukturierung 2005 erlebt haben“, sagt Propst Neumann. Vielleicht, auch das hält er nicht für ausgeschlossen, werden sie noch massiver ausfallen.

Die Gemeinden des Bistums Essen müssen 50 Prozent ihrer Ausgaben bis 2030 einsparen. Bis 2020 müssen schon 30 Prozent eingespart werden. Bottrop ist aufgerufen, bis 2017 konkrete Vorschläge für Streichungen zu entwickeln.

Zahlen darüber, was das genau für St. Cyriakus bedeutet, könnten noch nicht genannt werden, so Verwaltungsleiter Thomas Hellbach, dazu seien die Vorgaben noch zu vage. Aber für Propst Neumann steht bereits fest: „Alles, was in den Pfarreien vorgehalten wird, kommt auf den Prüfstand.“ Man müsse sich wohl auch noch einmal Gedanken über Kirchengebäude machen. Auch Martin Cudak will nichts ausschließen, doch beide betonen: Alles will klug überlegt sein. Ob es überhaupt zu Schließungen komme, sei offen.

Sie wissen, dass viele Katholiken noch längst nicht die Folgen der Umstrukturierung von 2005 verwunden haben. Damals wurden im Bistum 96 Kirchen aufgegeben, 259 Gemeinden wurden zu Großgemeinden zusammengelegt. In Bottrop entstanden die Großpfarreien St. Cyriakus und St. Joseph. Die Kirchen St. Paul und St. Barbara wurden inzwischen sogar abgerissen. Die Bau-Pläne für die Kita St. Johannes und das kleinere Schutzengelhaus bleiben aber bestehen, versichert Cudak.

Bereits im Januar sollen in den Gremien Beratungen über Einsparungen beginnen. „Wenn wir mitgestalten wollen, müssen wir das jetzt anpacken“, gibt Neumann vor.

Hintergrund sind auch sinkende Kirchensteuer-Einnahmen. Das Ruhrbistum profitiere kaum vom aktuellen Steuer-Segen, rechnet Markus Potthoff vor, Leiter der Hauptabteilung Pastoral und Bildung und der Koordinierungsgruppe Pfarreienentwicklung im Bistum. Zudem sinken die Mitgliederzahlen stetig.

Eberhard Lang, Vorsitzender des Katholikenrates, sieht in dem Finanzsystem „eine kleine Fehlkonstruktion“. In der Schweiz, sagt er, gingen die Einnahmen an die Gemeinden, sie geben dann nach oben ab, nicht umgekehrt. So würde gestärkt, was vor Ort geschieht.

Sparen muss auch die evangelische Kirche. Die Kreissynode hatte kürzlich darauf hingewiesen, dass der Kirchenkreis bis 2030 ein Drittel weniger Mitglieder zählen werde als heute und die Hälfte der Einnahmen wegbrächen.