Weihnachten 1969: Während die Insassen des Essener Untersuchungsgefängnisses „Macht hoch die Tür“ singen, entkommen mittels eines Nachschlüssels Alfred Lecki und sein Knastkumpan Helmut Derkes aus dem gesicherteren Gebäude. Es ist bereits der dritte Ausbruch Leckis, der damit seinen Ruf als Ausbrecherkönig „festigt“. In Essen sitzt der damals 31-Jährige auch wegen eines Mordes an einem Bottroper Polizisten ein.
Während einer Flucht am 14. Juli 1969 landete der gebürtige Berliner mit seinem gestohlen VW-Variant mit dem Kennzeichen K-VR-75 zufällig in Bottrop. Er stellt den weißen Wagen im Bereich der Scharnhölz-/Danziger Straße auf einem Parkstreifen ab, entkleidet sich teilweise, weil das Thermometer in dieser Nacht 25 Grad anzeigt. Lecki zieht sich das Oberhemd aus, legt sich in seinen Wagen und schläft. Das wird ihm zum Verhängnis.
Eine Polizeistreife, die auf der Scharnhölzstraße unterwegs ist, wird auf den Pkw aufmerksam und hält an, um den Insassen zu kontrollieren. Statt der geforderten Unterlagen zückt Alfred Lecki eine Pistole, rennt ein paar Meter, dreht sich um und schießt auf die völlig überraschten Beamten. Polizeiobermeister Theo Klein ist sofort tot, sein Kollege wird schwer verletzt. Lecki kann unerkannt in der Dunkelheit entkommen, wird danach gefasst, entkommt aber erneut.
Im „Variant“ finden die Ermittler, darunter Manfred Danielowski, etliche gefälschte Nummernschilder und ein spanisches Wörterbuch. In dieser Zeit wird Lecki nicht nur Deutschlands bekanntester Ausbrecher, sondern auch der „Mann mit den 1000 Gesichtern“, denn der Flüchtige verändert immer wieder sein Aussehen.
Im Juni 1970 organisiert Lecki einen spektakulären Raubüberfall auf einen Geldtransport. Eine Million Mark fallen den Verbrechern in die Hände. Erst im Spätsommer 1970 wird Lecki, der 30 verschiedene (gefälschte) Pässe besitzt, schließlich in Spanien geschnappt. Es folgen weitere Gefängnisausbrüche in den Jahren 1984 und 1986. Verschiedene Gefängnisdirektoren werden danach strafversetzt. Lecki wird von einem Hochsicherheitstrakt in den anderen verlegt. Sogar im berüchtigten „Santa Fu“ in Hamburg-Fuhlsbüttel sitzt er einige Zeit ein.
„Ausbrecherkönig“ Lecki stirbt am 17. September 2000 im Alter von 61 Jahren in seiner Heimatstadt Berlin. Kinder finden ihn auf einer Parkbank liegend. Erst einen Tag zuvor hatte man den Mann, der im Sommer 1969 den Bottroper Polizisten erschoss, offiziell aus dem Gefängnis entlassen.
In der alten, ehemaligen Polizeiwache am Droste-Hülshoff-Platz (heute Bauamt) erinnerte jahrelang eine Gedenktafel an Theo Klein.