Bottrop. Grabungsfunde aus der Stein- und Bronzezeit am Südring stehen wieder im Zentrum desInteresses beim Museum für Ur- und Ortsgeschichte. Es wird systematisch weiter geforscht

Das Museum für Ur- und Ortsgeschichte ist von Beginn an nicht nur Präsentations- und Aufbewahrungsort, sondern immer auch Standort für Forschung und pädagogische Arbeit. Seit einiger Zeit stehen die Grabungsfunde des stein- und bronzezeitlichen Gräberfeldes am Südring wieder im Zentrum des Interesses. „Eine Studentin der Ruhr-Uni Bochum untersucht im Rahmen ihrer Master-Arbeit den Inhalt der Urnen, aber auch der Knochenlager, die dort in der Zeit von Arno Heinrich ausgegraben wurden“, sagt Andreas Sarazin.

Der Biologe, Biochemiker und Geograf und befristet der einzige wissenschaftliche Mitarbeiter für diesen Teil des Museumszentrums, betont immer wieder, dass es sich bei diesen Grabungen um die einzigen wissenschaftlichen und systematisch durchgeführten Ausgrabungen in Bottrop handelt. „Alles, was sonst im Bereich der Stadt oder der Emscher entdeckt wurde, waren Zufallsfunde.“

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Mit der Erforschung des Urneninhaltes könnten anhand von Kornresten Aussagen über Ernährung und Getreideanbau dieser Zeit gemacht werden. Andere Funde geben womöglich Aufschluss über verwendete Materialien oder den Gebrauch einzelner Stücke, die zusammen mit den Knochenresten zwischen dem 9. und 6. vorchristlichen Jahrhundert in die Urnen gelangten. Möglicherweise sei auch Glas dabei gewesen.

Aufs Ganze betrachtet hat die Neueröffnung des Museums für Ur- und Ortsgeschichte nicht nur einen Erinnerungsort an die Stadtgeschichte erschlossen. Auch die Sammlung wächst weiter, nicht zuletzt durch Privatleute, die dem Museum wichtige Stücke überlassen.

Die über Bottrop hinaus bekannte Urnensammlung konnte seit der Wiedereröffnung ergänzt werden. „So kamen die schönsten und interessantesten Urnenfunde, die damals sofort ins zuständige Landesamt gelangten, jetzt wieder von Münster nach Bottrop zurück, als Dauerleihgaben“, sagt Andreas Sarazin. Insgesamt wurden rund 360 Gräber entdeckt, etwa zwei Drittel davon waren Urnengräber. „Von diesem Gräberfeld, das über Jahrhunderte in Benutzung gewesen ist, wurde nur ein winziger Teil ausgegraben.“ Der größte Teil liege immer noch in der Erde verborgen und zwar bis auf Osterfelder Gebiet.

Dass es in nächster Zeit weitere Grabungen im Stadtgebiet geben könnte, schließt Sarazin nicht aus. Die Luftbildarchäologen aus Bochum nähmen die Stadt regelmäßig von oben unter Beobachtung, vor allem die Gebiete der Bodendenkmäler. Dazu gehören das genannte Gräberfeld und das Gebiet des ehemaligen Hauses Welheim. Aber Flächen in Kirchhellen kommen ebenfalls in Frage.

Aus der Luft gibt der Pflanzenbewuchs oft Hinweise auf Bodenverhältnisse, Gebäudegrundrisse oder mittelalterliche Wegführungen. Auf diese Weise hat man auch schon weitere Pfeiler des weltberühmten englischen Kulturerbes Stonehenge entdecken können.