Bottrop. . 100 Kraft-Wärme-Anlagen sind inzwischen in Bottrop in Betrieb. Damit geht das Innovation-City-Projekt in die nächste Phase: Die Auswertung beginnt.
Die Energiewende von unten hat sich Innovation City zum Ziel gesetzt. Ein wichtiger Baustein dafür, so sehen es die Macher des Klimaschutzprojektes, ist das Programm „100 KWK in Bottrop“. 100 Heizsysteme mit Kraft-Wärme-Kopplung sollen in der Stadt aufgebaut werden und in verschiedenen Häusern Strom und Wärme erzeugen.
Jetzt sind die Anlagen alle aufgebaut und das Projekt geht in die nächste Phase. Das Gas- und Wärmeinstitut (GWI) aus Essen als Projektpartner beginnt nun mit der Sammlung und Auswertung der Daten. Ziel ist es, die CO2-Einsparung nachzuweisen sowie eine ökologische und ökonomische Bewertung des Projekts, so Frank Burmeister vom GWI. Genauere Aussagen erwartet Burmeister nach der jetzigen Heizperiode, aber schon jetzt zeige sich, dass die Hausbesitzer zum Teil erheblich Strom sparen. Zudem sei diese Art der Energieerzeugung besonders effizient verglichen mit Kraftwerken, so Burmeister.
In Petra Kamyczeks Keller steht eine der 100 Anlagen. Die versorgt ein Zechenhaus aus dem Jahre 1914 mit vier Wohnungen mit Wärme. Hausbesitzerin Petra Kamyczek profitiert zusätzlich von dem Strom, den die Anlage erzeugt. Seit Februar sind das bereits 1600 Kilowattstunden. Laut Stromzähler hat sie 975 davon ins Netz eingespeist, den Rest selbst verbraucht. „Ich achte jetzt immer darauf, wann die Anlage anspringt und dann schalte ich die Waschmaschine oder den Trockner ein“, sagt Petra Kamyczek. So kann sie den im eigenen Haus erzeugten Strom selbst verbrauchen. Rund 10 000 Euro hat Familie Kamyczek investiert, der Rest wurde durch Zuschüsse abgedeckt.
Drei Bauteile
Die KWK-Anlage besteht aus drei Bauteilen, so Dirk Smit. Dem KWK-Element mit Motor, einem Pufferspeicher, um die Wärme zu speichern und einer Gasbrennwert-Therme, die sich zuschaltet, wenn der Wärmebedarf besonders hoch ist.
Rund 25 000 Euro koste eine Anlage, immer abhängig von den Gegebenheiten vor Ort.
Für Jannis Heuner, den zuständigen Projektleiter bei Innovation City , ist das ein Modell, wie die KWK-Anlagen die Energiewende beeinflussen können. Denn die Vernetzung der Anlagen oder der Verkauf von Strom und Wärme an Nachbarn sei der nächste Schritt.
Bei Christoph Kaub im Keller steht ein anderes KWK-Modell. „Das ist optimiert für die Stromerzeugung“, erklärt Installateur Dirk Smit den Unterschied zu dem Gerät bei Kamyczeks, bei dem die Wärmeerzeugung im Vordergrund stehe. Den Strom verbraucht Kaub in seinem Dentallabor. Strom, den er nicht verbraucht, wird über ein Zusatzgerät wieder in Wärme verwandelt und dem Heizkreislauf seines Neun-Parteien-Hauses zugeführt. Unten im Pufferspeicher sitzt quasi ein großer Tauchsieder, der den Strom dann nutzt. Doch aktuell spielt Kaub mit dem Gedanken, sich ein Elektrofahrzeug zuzulegen und den Strom dann auf diese Weise zu nutzen.