Bottrop. Die Gedenktafel an das frühere Bethaus der jüdischen Gemeinde an der Tourneaustraße, das 1938 beschädigt und später zerstört wurde, kehrt bald in den öffentlichen Raum zurück. Bildhauer Guido Hofmann entwarf eine Stele aus Ziegeln, die am Holocaust-Gedenktag, dem 27. Januar eingeweiht werden soll.

Das Gezerre um die Gedenkplakette für das in der Reichspogromnacht 1938 verwüstete und später zerstörte jüdische Bethaus an der Tourneaustraße (die WAZ berichtete) hat bald ein Ende. Ein gutes noch dazu. Denn der Entwurf für eine Stein-Stele, die die vor Jahren auf Stadtkosten angefertigte Bronzetafel tragen wird, nimmt jetzt endgültig Gestalt an. Derzeit ist Bildhauer Guido Hofmann damit beschäftigt, historische Ziegel so zu bearbeiten, dass daraus ein stilisierter Davidstern entsteht.

Zwei Zacken sind kürzer. So bekommt der Stern einen eher rechteckigen Grundriss. „Ich nehme historische Ziegel vom abgerissenen Anbau eines Feldhausener Kottens“, sagt Hofmann. Mit den etwa 100 Jahre alten Steinen will er einmal an die Zeit anknüpfen, in der das Bethaus auf jeden Fall der jüdischen Gemeinde als Versammlungsort diente, aber auch die Materialität der Umgebung an der Tourneaustraße berücksichtigen.

Denn die Stele mit der Tafel wird künftig nicht auf der Seite Tourneaustraße 11 stehen, auf dessen hinterem Grundstück sich das Bethaus befand, sondern auf der gegenüberliegenden Seite. Grund für diese ungewollte Versetzung war die Weigerung der heutigen Eigentümergemeinschaft, einstimmig der Wiederanbringung der Tafel an das Haus zuzustimmen - wie diese Zeitung mehrfach berichtete.

Beim Lesen direkt das Grundstück des früheren Bethauses im Blick

Die Wohngebäude auf der anderen Straßenseite sind in Ziegelbauweise errichtet. Die künftige etwa einen Meter hohe Stele wird die Gedenktafel also durchaus sichtbarer ins Straßenbild bringen als eine einfache Anbringung an einer Hauswand. „Außerdem neigt sich die Oberfläche hin zum Bürgersteig, so dass die Passanten beim Lesen direkt das Grundstück des früheren Bethauses im Blick haben“, so Guido Hofmann.

Zuvor hatten nicht nur Kulturamtsleiter Dieter Wollek und Stadtarchivarin Heike Biskup die Entwürfe in Augenschein genommen. Auch Judith Neuwald-Tasbach, die Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde Gelsenkirchen, zu der auch Bottrop gehört, begutachtete die Idee. Schließlich habe sie sich auch für die freiere Form des Davidsterns ausgesprochen, die auch Guido Hofmann selbst favorisierte.

Der gemauerte und später bearbeitete Sockel - das Ziegelmauerwerk soll eine glatte Oberfläche bekommen - wachse gleichsam aus dem Straßenpflaster hervor, so Hofmann. Der Gedenkstein wird an Stelle eines beim Sturm „Ela“ geborstenen Baumes stehen und soll, wenn möglich, am Holocaust-Gedenktag, dem 27. Januar, feierlich enthüllt werden.