Bottrop. Viele ältere Anwohner in Bottrop können ihren Sperrmüll nicht mehr zur Straße tragen. Die stadtnahen Entsorger bieten ihnen einen neuen Service an - auch weil etliche Bürger danach gefragt haben.

Die Bottroper Entsorgung und Stadtreinigung (Best) kümmert sich bald auch um Haushaltsauflösungen. Ab Januar wird die Anstalt diesen neuen Service anbieten. „Wir sind im Grunde von den Bürgern darum gebeten worden. Immer mehr Anwohner haben bei Sperrmüllabfuhren unsere Mitarbeiter gefragt, ob wir für sie nicht auch Haushaltsauflösungen erledigen können“, sagte Best-Vorstand Carsten Sußmann. „Hinzu kommt, dass ja viele ältere Menschen körperlich nicht mehr in der Lage sind, ihren Sperrmüll selbst an die Straße zu stellen“, sagte er.

Zunächst unternimmt die Best im Januar und Februar daher einen Modellversuch, bei dem sie ihren neuen Service mit eigenem Personal testen will. In diesen Monaten seien ja Kapazitäten frei, weil die Bio-Tonne in der Winterzeit nur alle vierzehn Tage abgeholt wird. Vor allem mit Wohnungsbaugesellschaften will die Best dann Kontakt aufnehmen und über Aushänge in deren Häusern den neuen Service bekannter machen. Auch Privatleute können sich dann aber schon an die Entsorgungsanstalt wenden. „Wir beginnen am 2. Januar“, sagte Sußmann.

Der Dienstleister verliert bei dem neuen Service soziale Aspekte nicht aus dem Blick. Wenn ein Haus oder eine Wohnung entrümpelt werden muss, holen die Best-Leute Mitarbeiter karitativer Einrichtungen hinzu. „Wir arbeiten dabei mit dem Diakonischen Werk zusammen. Dessen Mitarbeiter sagen uns, welche Möbel oder andere Haushaltsgegenstände sie noch verwerten können“, erklärte der Best-Vorstand.

Vor einer kompletten Haushaltsauflösung werde ein Best-Vorarbeiter die jeweilige Wohnung besichtigen und den Arbeitsaufwand abschätzen. Danach unterbreitet die Best dem Auftraggeber ein Angebot, so dass die Wohnung nach einer Vorlaufzeit von bis zu zwei Wochen entrümpelt werden könne. Je nach Bedarf rücke dazu ein Best-Team mit drei bis vier Mitarbeitern aus. Es könne aber auch kleiner sein.

Ziel lautet auch: Abfallgebühren niedrig halten

Mit Gebühren von 37,50 Euro je Stunde, die jeweils ein Mitarbeiter im Einsatz sei, kalkuliert die Entsorgungsanstalt. Hinzu können 25 Euro je Kubikmeter Restmüll kommen, den die Best-Mitarbeiter abfahren. „Die Sperrmüllabholung bleibt kostenlos“, erläutert Sußmann. Die Entsorgungsanstalt hofft zwar, dass sie durch die Sicherung und Verwertung der werthaltigen Abfälle, die bei den Entrümpelungen anfallen, auch die Abfallgebühren generell niedrig halten kann, doch Sußmann betont: „Das ist ja erst einmal ein Modell. Wir können überhaupt noch gar nicht abschätzen, was das einbringt“.

Zumindest erreicht die Best, dass ihr die Wertstoffe sicher sind, wenn sie selbst Entrümpelungen vornimmt. So fischen sich Unbekannte sowohl bei den Sperrmüllabfuhren auf Termin als auch bei den Wertstoffsammlungen über die Blaue Tonne immer öfter die Elektro-Altgeräte oder Metalle heraus oder demontieren an Kühlschränken die Kompressoren.

Pro: Das weiß man, was man hat 

Die Best ist eine Dienstleisterin, die Vertrauen genießt. Da weiß ich, dass ich einen guten Service bekomme und vor allem, wen ich mir ins Haus hole.

Den Hausmüll bringen ihre Mitarbeiter sowieso schon weg, Sperrmüll, Altpapier und Wertstoffe auch. Da liegt es nahe, dass die Best-Leute auch den Keller entrümpeln oder im Trauerfall einen Haushalt auflösen. Die Wirtschaftsdienste in Duisburg zum Beispiel machen das längst vor.

Dass die Best so mehr Wertstoffe verwertet und sich dies positiv auf meine Entsorgungsgebühren auswirken könnte, ist mir nur recht. Norbert Jänecke

Contra: Fischen im fremden Teich 

Immer wenn sich Unternehmen mit städtischer Verdrahtung wie die Best anschicken, in Märkte vorzudringen, die privatwirtschaftlich bespielt werden, beschleicht mich das Gefühl von unverdientem Vorteil.

Gerätepark und Personal der Best sind natürlich geeignet, eine weitere Aktivität aufzunehmen. Tritt die in Konkurrenz zu Anbietern, die sich unter ganz anderen betriebswirtschaftlichen Gegebenheiten etabliert haben und behaupten müssen, wird aus dem neuen Engagement ein Fischen in fremden Teichen.

Das Argument der Gebührendämpfung reicht mir für den neuen Vorstoß nicht aus. Michael Friese