Bottrop. . Noch einmal das Meer sehen. Oder die Erstkommunion der Enkelin in der Kirche miterleben. Der Arbeiter-Samariter-Bund startet ein ungewöhnliches Projekt. Ehrenamtliche fahren Sterbende an den Ort ihres letzten großen Wunsches. Auch Bottroper können sich dafür melden.

Träume und Wünsche – sie geben Kraft und motivieren. Sich einen Herzenswunsch erfüllt zu haben, egal was es auch ist, beglückt. Menschen jedoch, die wissen, dass sie nur noch wenig Zeit zum Leben haben, die bald sterben müssen und die bettlägerig, krank sind, sind häufig nicht mehr in der Lage, sich ihren letzten Wunsch noch erfüllen zu können. Gerade ihnen will der ASB-Regionalverband Ruhr e.V. in Essen (Arbeiter-Samariter-Bund), mit einem neuen Ehrenamt-Projekt helfen: dem Wünschewagen.

„Wir möchten Menschen, die in ihrer letzten Lebensphase sind, einen Herzenswunsch erfüllen“, erklärt Isabella Wewer, Projektkoordinatorin. Seit September sei dieser spezielle Wagen bereits unterwegs, um sterbenden Menschen einen letzten Traum zu erfüllen. Es seien meist Wünsche, deren Erfüllung für gesunde Menschen wenig Aufwand erfordert, für Sterbenskranke aber unerreichbar weit weg erscheine.

Zur Erstkommunion der Enkelin

„Ein Mann beispielsweise wollte unbedingt die Erstkommunion der Enkelin miterleben“, erzählt Isabella Wewer. Der Wünschewagen habe das möglich gemacht. Für den Mann sei das ein Lebenstraum gewesen. „Er hat auf diesen Tag hin gearbeitet“, weiß die Projektkoordinatorin. Eine Woche nach dem Familienfest sei er gestorben. Ein anderer Mann habe noch einmal ans Meer gewollt. Der Wünschewagen habe ihn zur Nordsee gefahren.

Der Wagen sei eigens für diesen Zweck angeschafft worden. „Es ist ein Krankenwagen, der leicht umgebaut wurde.“ So sei eine bequeme Liege eingebaut worden und ein bequemerer Sitz für eine Begleitperson, die der Gast mitnehmen darf.

„Sie wissen, dass es ihre letzte Fahrt ist“

Aber nicht nur die Ausstattung muss abgestimmt sein, auch eine medizinische Betreuung müsse gewährleistet sein. „Auf jeder Fahrt fährt ein Rettungs-Sanitäter von uns mit“, sagt Isabella Wewer. Außerdem seien in der Regel zwei weitere Begleiter des ASB dabei. 60 Ehrenamtliche würden bei dem Projekt mitmachen. Sie hätten meist fachliche Vorkenntnisse, etwa als Rettungsassistent, Pflegefachkraft, Arzthelferin, Mediziner oder als Feuerwehrleute. Sie kümmerten sich liebevoll um ihren „Fahrgast“, „sie wissen, dass es ihre letzte Fahrt ist“, sagt Isabella Wewer.

„Ein 16-Jähriger wollte einmal ins GOP nach Essen“

Zu den Fahrgästen gehörten ältere Menschen, aber auch junge. „Ein 16-Jähriger hat sich gewünscht, einmal ins GOP, in das Varieté-Theater in Essen, zu können.“ Auch das habe der Wünschewagen ihm ermöglicht.

Um möglichst viele Wünsche erfüllen zu können, sucht der ASB noch Ehrenamtliche, Fachkräfte, etwa aus dem Bereich der Beatmungs- oder der Kinderkrankenpflege. Aber auch Helfer, die bei der Organisation einer Fahrt mithelfen wollen, seien willkommen. „Wir sind gut aufgestellt, können aber immer noch engagierte Helfer gebrauchen“, sagt Nazan Aynur, Geschäftsführungsassistentin. Aber vor allem: „Uns fehlen die Wünsche“, verrät Isabella Wewer. Bottroper, die vielleicht selbst einen letzten großen Wunsch haben oder jemanden kennen, der einen Traum träumt und nicht mehr lange zu leben hat, können sich melden. Der ASB hofft auch auf Hinweise aus Krankenhäusern oder dem Hospiz.

Bottroper, die einen letzten Wunsch haben oder jemanden kennen, der nicht mehr lange zu leben hat und noch von einem Ort träumt, kann sich an das Projektteam des ASB wenden unter 0201-87 00 172. Eine unvebindliche Kontaktaufnahme ist auch per Mail möglich unter: wuenschewagen@asb-ruhr.info, oder auch im Internet.