Bottrop. . Der Rockstar ist beim Talk in der Kulturkirche Heilig Kreuz in Plauderlaune. Und für den Karat-Song „Über sieben Brücken musst Du gehen“ reiht er sich in den Fuhlenbrocker Canto da Pacem-Chor ein. Das Publikum hat schnell den Eindruck, mit einem Freund zu plaudern.
Er sagt selbst, dass es ihm an „ein paar Zentimetern Körpergröße fehlt“ – aber das gleicht er mit einer beeindruckend charismatischen Bühnenpräsenz aus: Peter Maffay. Am Montagabend war er zu Gast in der Kulturkirche Heilig Kreuz und redete über seine Jugend, aktuelle Ereignisse aus Gesellschaft und Politik sowie sein wohltätiges Projekt.
Der Anlass des Abends war die Buchvorstellung „Ganz persönlich. Beckfelds Briefe“ vom Chefredakteur der Ruhr Nachrichten. Einen seiner 63 Briefe schrieb er an Peter Maffay. Die 380 Karten für die Gesprächsrunde mit dem Sänger und Komponisten waren innerhalb weniger Stunden nach Verkaufsbeginn vergeben. Sportreporter Werner Hansch, „die Stimme des Ruhrgebiets“, unterstützte Beckfeld auf der Bühne.
Erster Auftritt als Zwerg
Unter Standing Ovations betritt Peter Maffay die Bühne der Kulturkirche. Als er das Gespräch mit Hermann Beckfeld beginnt, mag bei den Zuschauern das Gefühl entstehen, sie säßen neben einem Freund auf dem Sofa und unterhielten sich mit ihm – so sympathisch und natürlich plaudert er drauflos. „An meinen ersten Auftritt erinnere ich mich noch gut“, sagt Maffay. „Das war in einem Theaterstück – in der Rolle eines Zwergs.“
Danach schneidet der Künstler ein ernstes Thema an: Die Auswanderung aus Rumänien, seinem Geburtsland. „Das war am 23. August 1963“, sagt Maffay. Damals habe seine Familie dem Kommunismus den Rücken zugekehrt und alles in Rumänien zurückgelassen.
Auf seine frühe Karriere als Musiker blickt er auch zurück: Er habe sich bei seinem Song „Du“ von 1970 als jemand verkleidet, der er nicht war. „Ende der 70er kam dann die Metamorphose“, so der Sänger. Seit 30 Jahren sei er nun mit seiner jetzigen Band unterwegs. „Das war meine Ehe, die bis jetzt am längsten gehalten hat“, lacht er. Peter Maffay ist bereits zum vierten Mal verheiratet. Aus der Kirche sei er allerdings ausgetreten. „Das hat meine Einstellung zu Gott aber nicht getrübt; ich habe nur Probleme mit seinem Bodenpersonal.“
Lob für Bundespräsident Gauck
Nicht nur über seine Person spricht Maffay, er geht auch auf aktuelle Ereignisse ein. Er lobt Bundespräsident Gauck für seine „Nähe zu den Menschen“ und dafür, dass er seine Meinung kundtut, auch wenn es dadurch ungemütlich für ihn werde. Außerdem erzählt er, dass er am Samstag in Berlin an den Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag des Mauerfalls teilgenommen hat. „Das hat mich sehr berührt“, sagt Maffay. Musikalisch begleitet den Abend der Chor „Canto Da Pacem“ aus Fuhlenbrock. Als Highlight singt Maffay mit ihm zusammen „Über sieben Brücken musst du geh‘n“.
Kinder schöpfen in seinen Camps neue Kraft
Die Peter Maffay Stiftung wurde 2000 gegründet und setzt sich für traumatisierte Kinder und Jugendliche ein.
In Deutschland, Rumänien und auf Mallorca werden diesen Kindern therapeutische Aktiv-Aufenthalte angeboten, in denen sie die Natur erleben und Kraft schöpfen können. Rund 1200 Kinder nehmen jedes Jahr daran teil.
Beim Auszug aus der Kulturkirche ist der Sänger Gesprächsthema, vor allem unter den Damen. „Leider konnte man im hinteren Teil der Kirche wenig verstehen, die Akustik war so schlecht“, sagt ein weiblicher Fan. „Aber sein Akzent ist so charmant und seine Stimme so rau und trotzdem sanft, das hat es für mich wieder gut gemacht.“