Ulrich Schulte, Vorsitzender des Presbyteriums in Bottrop, spricht über den scheidenden EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider, das Ruhrgebiet und die Hilfen für Flüchtlinge.
Der „oberste“ Protestant in Deutschland, Nikolaus Schneider, der am Montag sein Amt an der Spitze der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) abgibt, verbindet einiges mit Bottrop. Davon ist Ulrich Schulte, Vorsitzender des Presbyteriums in der Stadt, überzeugt. „Schneider kommt aus Duisburg, aus dem Ruhrgebiet, er hat einen Arbeiterhintergrund, er kennt unsere Probleme“, sagt Schulte. Die Bodenständigkeit, die Art, Diskurse zu führen – erst mit anderen zu reden und dann zu entscheiden – das zeichne Schneider auch als einen Menschen aus dem Ruhrgebiet aus. „Für ihn kommt es auf den Zusammenhalt an, – in der Gesellschaft, innerhalb der Konfessionen, er hat Glauben und Leben, Frömmigkeit und Gesellschaft zusammengeführt.“
Darauf komme es auch in Bottrop an. „Auch wir sind hier darauf angewiesen, in der Gesellschaft präsent zu sein -- durch die sozialdiakonische Arbeit, die Arbeit im Offenen Ganztag, in den Beratungsstellen, Kitas, unseren Einrichtungen.“ Aber da hört die Gemeinsamkeit von EKD und Bottrop auch auf. Denn die Landeskirchen und ihre Kirchengemeinden sind sehr selbstständig.
Das gilt auch für ein Thema, das die Kirche ebenso wie die Stadt beschäftigt: Wie kann der wachsende Zustrom von Flüchtlingen angemessen bewältigt werden? „Ein originär christliches Thema“, sagt Schulte. Schließlich sei die Bibel voll von Erzählungen über die Lebenssituation von Flüchtlingen, die Weihnachtsgeschichte, der Auszug der Israeliten aus Ägypten gehören zu den bekanntesten. Und weil das für die Kirche ein wichtiges Anliegen sei, habe die westfälische Landeskirche 2013 zusätzlich Geld für Flüchtlings-Hilfen bereit gestellt. In Bottrop würden davon vor allem Kurse für Ehrenamtliche eingerichtet, die Flüchtlinge unterstützen. „Der erste Kurs läuft bereits.“
Das jedoch sei nicht die einzige Hilfe, die die Kirche leistet. Sie unterhalte eine Flüchtlingsberatung „und das machen wir auch ganz bewusst“. Auf dem Eigen seien christliche Flüchtlinge in die Gemeinde integriert, es gebe einen Arbeitskreis und viele persönliche Kontakte.
Am Dienstag wählt die EKD-Synode einen Nachfolger von Nikolaus Schneider, aus der westfälischen Landeskirche, zu der Bottrop gehört, wird auch Präses Annette Kurschus mitwählen. Sie ist zudem als künftige Stellvertreterin des Rats-Vorsitzenden im Gespräch, wenn 2015 eine neue Synode und auch ein neuer Rat gewählt werden. Ulrich Schulte sieht es auch als Ehre, dass eine Westfälin im Gespräch ist. Allerdings, gibt er zu bedenken, würde sie dann jedoch weniger Zeit für die Arbeit in der Landeskirche haben. Noch ein Punkt also, an dem Gemeinsamkeiten zwischen EKD und Bottrop enden.