LInden/Dahlhausen. . „Die kleine Blonde: Das muss die Ingrid sein.“ So ein Satz kann nur bei einem Klassentreffen fallen. So auch am Samstag, als Schüler der früheren Aloysiusschule in Dahlhausen nach 50 Jahren im Haus Linden zusammenkamen. Den weitesten Weg hatte Heinz-Günther Wodniakowski auf sich genommen

„Die kleine Blonde: Das muss die Ingrid sein.“ Als Heinz-Günther Wodniakowski im Haus Linden eintraf, war er sich zunächst nicht ganz sicher, wen er da so alles vor sich hatte. Immerhin ist es inzwischen 50 Jahre her, dass er die Damen und Herren, die sich im „Blauen Salon“ der Gaststätte trafen, zuletzt gesehen hat. Doch zumindest Ingrid kam ihm irgendwie bekannt vor. Und im Laufe des Abends sollte er noch weitere von seinen früheren Klassenfreunden, mit denen er die Aloysiusschule in Dahlhausen besuchte, wieder erkennen.

Zur Sicherheit hatten die Organisatoren um Maria Rische und Udo Basten aber auch Namensschilder hergestellt. 26 der Absolventen von 1964 wollten zum Klassentreffen kommen. Am Ende waren es 24, die auch tatsächlich ein Wiedersehen feierten.

„Wir haben im Frühjahr in der WAZ mit einem Foto dazu aufgerufen, sich zu melden. Nach 50 Jahren sind die Recherchen nicht mehr so einfach“, schilderten Rische und Basten. Zehn der Ehemaligen wohnen noch im Ortsteil, die konnten natürlich schnell erreicht werden. Andere reisten dagegen gar aus Lübeck oder Bremen an.

Bochum blieb die „Heimat des Herzens“

Den weitesten Weg aber nahm Heinz-Günther Wodniakowski auf sich. 1968 zog er mit seinen Eltern nach Kanada, Bochum ist seitdem nur noch die „Heimat des Herzens“. „Doch dieses Treffen habe ich sofort zugesagt. Denn gerade im höheren Alter denkt man viel an früher zurück, und da bietet sich eine solche Gelegenheit nicht oft“, betonte der gebürtige Lindener, warum er die knapp 7000 Kilometer über den großen Teich flog – ohne den Hauch eines Zögerns.

Katholische und evangelische Schulen nebeneinander

Vor 50 Jahren besuchten die katholischen Dahlhauser Volksschüler unter Rektor Ludwig Alves die Aloysiusschule, wo sich heute die Grundschule Dahlhausen befindet. Direkt nebenan gab es damals auch die evangelische Schule.

Eine interessante Konstellation, an die sich auch Heinz-Günther Wodniakowski noch lebhaft erinnert. „Eigentlich kamen wir ganz gut miteinander aus“, sagt er. „Nur beim Fußball, da gab’s immer ordentlich auf die Hacken.“

Vor gut einer Woche ist er bereits angekommen, hat sich mit einigen Schulfreunden von damals schon im privaten Rahmen getroffen. „Übers Internet halte ich sowieso seit gut drei Jahren Kontakt zu einigen alten Klassenkameraden.“ Und der Auswanderer ist bestens informiert. „Ich habe natürlich gelesen, dass die Kirche von St. Michael geschlossen wurde. Dort war ich viele Jahre Messdiener. Das tat weh.“ An Straßen und Wege in Linden und Dahlhausen konnte er sich sofort erinnern. So etwa an Heinrich-Kämpchen-Straße oder Wolfsfeld, wo er seinerzeit wohnte. „Zwar sind zahlreiche Häuser hinzu gekommen, doch manches sieht genauso aus wie früher.“

Auch in Übersee dem VfL stets die Treue gehalten

In den 1960er Jahren entschieden seine Eltern, die Zelte in Bochum abzubrechen. „Mein Vater war auf der Zeche Dahlhauser Tiefbau beschäftigt, fand dann aber keine Arbeit mehr. Wir glaubten, in Kanada ein besseres Leben führen zu können.“ So sollte es tatsächlich kommen. Wodniakowski jobbte in Übersee für den VW-Konzern, lernte dort seine heutige Ehefrau kennen. Eine zweite große Liebe neben sich musste die Gattin allerdings in all’ der Zeit erdulden: „Als ich in Deutschland ankam, fuhr ich als Erstes zu meiner Cousine nach Hattingen. Und als Zweites zum VfL-Spiel gegen Darmstadt.“ Denn dem Club von der Castroper Straße hat er auch in Kanada stets die Treue gehalten.