120 Jahre Kinderbetreuung in der evangelischen Gemeinde Weitmar: Zum Jubiläum lernten die Kinder der Emmaus-Kita alte Spiele wie Sackhüpfen und Eierlauf nach Großvaters Art kennen. Anbau für U3-Betreuung eingeweiht.

Weitmar-Mark. „Das war bei tollem Wetter ein völlig entspanntes Fest.“ Dieses Fazit zog Kita-Leiterin Heike Kißler zum diesjährigen Sommerfest in ihrer evangelischen Kindertagesstätte „Emmaus“.

Gleichwohl hatte die Feier etwas besonderes: Die gut 300 Besucher begingen die Einweihung des Anbaus für die U3-Betreuung. Sie feierten das 120-jährige Bestehen der Kinderbetreuung in der Gemeinde. Letzteres drückte sich vor allem im Spielangebot aus: Es kamen vor allem solche Spiele zum Zuge, die schon die Eltern und Großeltern kannten und deren Kinder und Enkeln nun kennenlernten.

Mit Bläsermusik ging es zum Festauftakt. Ein generationsübergreifendes Sextett, bei dem drei Väter, zwei Kinder und ein Großvater mitmachten, rief die Besucher mit Posaunen und Trompeten zusammen. Dann waren die Kinder und ihre Erzieherinnen am Zug. Sie luden mit dem alten Lied „Zeigt her Eure Füße“, zum Mitsingen und -machen ein. Dass solche Singaktionen auch modern sein können, zeigte – quasi als Brücke zum Heute – das zweite Lied „Sabukuaja Sabukae“ auf.

Entdecken und spielen hieß die weitere Devise. Während zahlreiche Eltern sich durch den Neubau führen ließen, Miniklo und Waschbecken unter die Lupe nahmen, vertieften sich die Kinder ins traditionsreiche Spiel. Wie ihre Vorfahren waren sie begeistert von Eierlauf, Sackhüpfen, Reifen treiben und Papierhüte basteln.

Es begann mit der Kleinkinderschule

Im Gemeindebezirk Weitmar-Mark der Gemeinde Weitmar öffnete im Jahre 1894 eine Kleinkinderschule ihre Pforten.

Mit Hilfe der Zechengesellschaft Dannenbaum, die die Zechen Friederika (ehemals nahe der Friederika-/Unistraße) und Prinz-Regent (die heutige „Zeche“) betrieb, kam es dann 1896 zum Bau einer eigenen Einrichtung an der Prinz-Regent-Straße.

1912 zog der Kindergarten in das neu errichtete Evangelische Vereinshaus an der Karl-Friedrich-Straße um (dort befindet sich heute der Parkplatz vor der Kindertagesstätte).

80 bis 90 Kinder besuchten die von einer ausgebildeten Kindertante aus Kaiserswerth geleitete Einrichtung. Das heutige Gebäude bezog die Kindertagesstätte im September 1972.

Im Juni 1992 beschloss das Presbyterium den Namen „Emmaus“ für die Einrichtung.

Manche Kinder hatten auch einen besonderen Job: Sie verkauften in ihrem Kaufladen – quasi als Rollenspiel – Schätze aus dem Sachspendenfundus der Einrichtung, zum Beispiel Schlüsselanhänger, Duschgel, Gummitiere. Spielkameraden, Eltern und Großeltern waren davon sehr angetan und deckten sich ein.

Dem Fest ging ein Empfang für den Anbau voran. Bezirksbürgermeister Marc Gräf aus Südwest bedankte sich da für das spürbar gute Zusammenwirken beim Bau. Michael Both, Geschäftsführer der Evangelischen Kindergartengemeinschaft (zu der die Einrichtung gehört) erinnerte an frühere berufliche Zeiten: „Wir haben schon eine längere gute Zusammenarbeit aus den Tagen, als ich noch die Integrative Kindertagesstätte an der Wasserstraße leitete.“ Pfarrerin Heidrun Schmidt-Solty unterstrich ebenfalls das gute Miteinander beim Anbau. Sie schlug den Bogen auf die 120-jährige Tradition bei der Kinderbetreuung. Und merkte an: „Auch heute ist das ein wichtiger Teil der Gemeindearbeit.“ Die Gemeinde beteilige sich deshalb mit einer Kuchentheke und einem Pflanzenflohmarkt am Fest. Deren Erlös komme der Einrichtung zu Gute.

Der etwa 90 Quadratmeter große Anbau schafft einen Gruppen-, einen Schlafraum sowie einen Waschraum für die Zwei- bis Dreijährigen. Der Landeszuschuss betrug 100 000 Euro.