Dahlhausen. . Wie kann die Kirche Kinder an den Glauben heranführen? Diese Frage hat sich dieevangelische Gemeinde Dahlhausen gestellt. Ihre Antwort: die ,Minikirche’.
Der Glockenklang bedeutet: Es geht los. Pfarrer Andreas Menzel begrüßt die Gäste in der Lutherkirche, er trägt wie immer seine schwarze Robe – „damit mich alle erkennen“, erklärt er. Dann beginnt die Predigt. Menzel wählt er kurze Sätze, einfache Worte. Bloß nicht zu kompliziert, schließlich spricht er vor Kleinkindern. Zum Wachwerden wird zunächst ein Guten-Morgen-Lied angestimmt. Die Jungen und Mädchen werden sofort aktiv, singen mit, winken sich zu. So lernen sie gleich die Namen der anderen.
Alle zwei Monate veranstaltet die evangelische Gemeinde Dahlhausen die „Minikirche“ für Kinder bis vier Jahre. „Wir veranstalten die Gottesdienste gezielt in der Kirche, damit die Jüngsten den Kirchraum erleben und sich hier wohlfühlen“, beschreibt Menzel die Idee. Statt von den teils ungemütlichen Sitzbänken aus verfolgen die Kinder den Ablauf aus einem Stuhlkreis im Altarraum heraus. Dass Menzel hier keinen normalen Gottesdienst hält, wird sofort klar: „Der Gott, der ist da. Wir können ihn zwar nicht sehen, aber der ist ganz nah bei uns“, sagt er zu Beginn.
Er passt seine Wortwahl an, bedient sich der biblischen Bildsprache und vereinfacht sie. Immer wieder singen die Kinder gemeinsam, begleitet durch eine Gitarre. Auch optische Hilfsmittel kommen zum Einsatz: Grüne, blaue und braune Decken symbolisieren Wiese, See und Fischerboot, in das Menzel die Kinder einlädt.
Warum die Minikirche? „Uns ist bewusst, dass der normale Gottesdienst ein Angebot für Erwachsene darstellt und weniger kindgerecht ist. Gerade die Kleinen bringen aber eine Begeisterung mit, die wir fördern möchten.“ So predigt er unter dem Motto „Weniger ist Mehr“. Es gibt keine langen Passagen, in denen die Kinder still sitzen und zuhören müssen: „Bewegungselemente sind wichtig und beliebt. Genauso Wiederkehrendes. Viele Lieder sind aus den Kindergärten bekannt.“ Auch die Dauer ist bewusst gewählt: „Ab einem gewissen Zeitpunkt sinkt die Aufmerksamkeit einfach. Eine halbe Stunde alle zwei Monate ist genau richtig.“
Das sieht manch kleiner Kirchgänger anders. So fragt die dreijährige Pia immerzu, wann denn wieder Gottesdienst sei, berichtet ihre Mutter Mareike Sebald: „Einmal pro Monat würde uns sehr freuen“, regt sie an und wird durch Kathrin Bick bestätigt: „Die Kleinen genießen es total, vor allem, weil hier keine Erwachsenen sind und sie sich ausleben können.“ Mit ihren Kindern Emilie (3) und Onno (1) ist auch sie oft dabei.
Menzel ist zufrieden mit der Beteiligung: „Es kommt die ganze Bandbreite. Regelmäßige Kirchgänger, aber auch neue Gesichter, beispielsweise durch Taufkontakte.“ Ihm sei bewusst, dass bei manchen Eltern eine anfängliche Skepsis vorhanden sein könnte. „Jeder macht unterschiedliche Erfahrungen, auch mit der Kirche. Uns obliegt eine große Verantwortung und wir stellen selbst hohe Ansprüche an uns, eine Botschaft zu vermitteln: Kirche ist für alle Generationen – mit all deren Stärken und Schwächen.“