Weitmar. Zwei Wochen lang lernten Kinder im Sommercamp des Weitmarer Kulturhauses (fast) alles über Kunst. Nun zeigten die Jungen und Mädchen, was sie können.

Es war Axel Walter, der letzte noch aktive Mitgründer von 1982, der die zahlreichen Gäste, Dozenten und natürlich die Stars des Nachmittages – die Kinder – persönlich begrüßte. Zwei Wochen lang wurde von montags bis freitags zusammen geprobt, gespielt und gegessen: Während des kostenlosen „Sommercamps“ haben fünf Projektgruppen unterschiedliche Darbietungen zum Motto „Kindergeschichten“ entwickelt. Nun präsentierten die Kreativen ihre Ergebnisse aus den Bereichen Musik, Geschichten erfinden, Tanz, Theater und Film.

Großer Altersunterschied

Walter unterstrich: „Es geht nicht um das Ergebnis, sondern um den Prozess.“ Eine Erfahrung, die auch Milli Häuser als Co-Leiterin der Musikwerkstatt gemacht hat: „Unsere zehn Teilnehmer waren zwischen neun und 14 Jahre alt. Ein Altersunterschied, der sich bemerkbar macht. Aber die Kinder haben sehr schnell gelernt, aufeinander Rücksicht zu nehmen.“

Das Sommercamp gibt es seit fünf Jahren

Das Thealozzi Kultur- und Theaterhaus an der Pestalozzistraße veranstaltet seit 2009 kostenlose Camps für Kinder. Die Teilnehmer lernen Kulturtechniken kennen und entwickeln spielerisch ihre Fähigkeiten weiter.

Weitere Info zum Haus unter: www.thealozzi.de

Die Dozenten sind allesamt Könner ihres Fachs und zum Teil selbst Bewohner des Hauses. Häuser und ihr Kollege Uwe Kellerhoff („Tatort Jazz Hausband“) konnten dem Nachwuchs also Tipps aus erster Hand liefern. Obwohl einige Kinder keine Vorbildung besaßen, stellten sie ein kleines Konzert auf die Beine. Los ging es im Freien, wo Gymnastikbälle zu Trommeln umfunktioniert wurden. Auf der Theaterbühne trumpften sie dann mit einer ganzen Rhythmus-Sektion auf, meisterten komplizierte Rhythmen und begeisterten mit einem familiärem Kanon, der kein Verwandtschaftsverhältnis unbeachtet ließ.

Im Anschluss wurde es wortgewandt: „Unser Leben“ war das Thema der Geschichten-Erfinder. Die Teilnehmer um den zehnjährigen Emre, der auch als Moderator souverän durch den Nachmittag führte, zeigten vollen Körpereinsatz, bedienten sich musikalischer und grafischer Unterstützung und wählten zum Teil eine realitätsnahe, dadurch nicht ganz jugendfreie Sprache. Einen Sonderapplaus sicherte sich ein kleiner Gast, der sich augenscheinlich so wohl auf der Bühne fühlte, dass er diese nur widerwillig auf dem Arm seiner Mutter verließ.

Die Filmwerkstatt feierte derweil gleich mehrere Premieren: Drei Kurzfilme hatte sie geschrieben, gedreht und geschnitten. Vom Horrorschocker samt blutrünstigem Monster bis hin zu einer skurrilen Liebesgeschichte zwischen einem Lippenstift und einem Nagellack.

Die fünf Tänzerinnen erweckten wiederum Statuen zum Leben. Die Theatergruppe nahm sich ein besonderes Vorbild: Das Lieblingsmärchen von Nelson Mandela über einen Zaubervogel wurde mit reichlich Requisiten und aufwendigen Kostümen auf die Bühne gebracht. Mandelas Geschichten waren es auch, die viele zentrale Anregungen für das diesjährige Camp-Motto lieferten. Sicher war in jedem Fall eins: Nicht nur das Publikum im vollen Saal war hingerissen, auch die Stars waren sich einig: „Die zwei Wochen haben richtig Spaß gemacht und heute war es noch mal besonders aufregend.“ Beste Aussichten für eine Neuauflage 2015.