Hustadt. . In einem Tonstudio im Freizeithaus „HuTown“ können Querenburger Jugendliche ihre eigenen Lieder aufnehmen. Einige träumen von der großen Rap-Karriere.

Ein bisschen hat er was von einem schelmischen Grinsen, der Totenkopf auf einer Flagge, die über dem digitalen Mischpult hängt. Ähnlich verschmitzt ist das Lächeln von Sebastian Mayer-Druzba, der die Regler bedient. Er ist Diplom-Sozialpädagoge und leitet das Awo-Jugendfreizeithaus „HuTown“. Was im Keller der Einrichtung steht, ist für ihn wie ein Schatz. „Wir haben hier ein kleines Tonstudio eingerichtet“, sagt er und präsentiert stolz die Räume.

Im schallisolierten Aufnahmeraum steht Kutay Argac am Mikrofon. Der 18-Jährige ist routiniert: „Nee, nicht in einem. Ich mach wieder Päckchen“, sagt er zu Mayer-Druzba, als er sich die Kopfhörer aufsetzt. Zusammen haben die beiden schon ein Duzend Songs aufgenommen. „Meistens rappe ich“, erzählt der Schüler, der bei den Aufnahmen von ein paar Freunden unterstützt wird. Sie haben mit ihm im Internet einen passenden Beat für seine Texte herausgesucht.

Im Aufnahmeraum holt Kutay sein Handy heraus. „Die Lyrics habe ich schon vor einer ganzen Weile geschrieben, darum muss ich ab und zu eine Zeile ablesen“, sagt er mit einem verhaltenen Lächeln fast ein wenig schüchtern.

Dann schlägt der musikalische Puls durch die Boxen und von seiner Zurückhaltung ist nichts mehr zu spüren. Er rappt über Hakan, einen muslimischen Jungen, der es aus der Armut heraus schafft. Über James, der vor lauter Liebe auf die schiefe Bahn gerät. Und über den reichen Angeber, der plötzlich ohne Geld dasteht.

Kutays Texte haben Hand und Fuß, sein Sprechgesang ist rhythmisch und klar. Bald will er einen eigenen YouTube-Kanal eröffnen. Seine Kumpels glauben an ihn: „Er hat’s echt drauf. Seine Musik spricht uns aus der Seele“, sagen sie und wollen ihm helfen, auch seine ersten Videos zu drehen. „Dafür haben wir hier im HuTown eine Videokamera, die wir verleihen“, sagt Sebastian Mayer-Druzba. Die Kids würden ziemlich sorgsam mit den Elektro-Geräten umgehen, erzählt er. Die meisten drehten allerdings auch Filme mit dem Handy. „Geschnitten wird dann wieder hier am Computer“, erklärt der Sozialarbeiter, der eigens für das Keller-Studio an einer Fortbildung zur Musikaufnahme teilgenommen hat.
„Persönlich interessiere ich mich natürlich auch für Musik. Jetzt heißt es ‘Learning by Doing’“, sagt er. Gleiches gilt für Kutay, der sich eine Karriere als Musiker wünscht, aber realistisch denkt: „Nach meinem Fachabi will ich eine Ausbildung im handwerklichen Bereich machen“, sagt er mit einer Bestimmtheit, die zu seiner letzten Liedzeile passt: „Gib niemals auf und verfolge deine Ziele.“