Auftakt der Trinkhallen-Tour mit dem Bassklarinettenquartett „Die Verwechslung“ in Petras Kiosk.Der Bochumer Performance-Künstler Matthias Schamp trat als lebende Lichtorgel auf

Linden. Trinken, essen und miteinander ins Gespräch kommen: Das macht den Charme von Trinkhallen im Ruhrgebiet aus. An „Petras Kiosk“ mit Pommes Bude kam nun Live-Musik dazu, die das Bassklarinettenquartett „Die Verwechslung“ zum Auftakt der Trinkhallen-Tour Ruhr präsentierte. Das wurde ein Erlebnis ganz anderer Art.

Zum Auftakt drängten sich zunächst 15, später gut 20 Besucher in und vor der Pommesbude an der Hattinger Straße zusammen. Mitorganisator Florian Walter freute sich deshalb bei der Begrüßung: „So voll war es noch nie.“ Bei Inhaberin Petra Nothoff bedankte er sich für den ungewöhnlichen Auftrittsort.

Und los! Free-Jazz Klänge und melodische Improvisationen folgten in der nächsten dreiviertel Stunde unter dem Motto „Performance“. Letztere ergab sich gleich mehrfach: Für die Ohren durch die Musik. Für die Augen, indem Aktionskünstler Matthias Schamp seine lebende Lichtorgel präsentierte. Es entwickelte sich eine lebendige Kommunikation durch die Gespräche der Besucher und die Anmoderationen von Walter.

„Erst gibt es etwas auf die Ohren, dann auf die Gabel“

„Erst gibt es etwas auf die Ohren, dann etwas auf die Gabel“, entspann sich zum Beispiel ein witziger Dialog zwischen zwei Besuchern. Eine Kundin, die von der Aktion vorab nichts wusste, fragte fast entsetzt: „Darf man da reingehen?“ Klar! Wenig später kam sie mit ihrer Pommes heraus, während sich die Besucher weiterhin um die vier Musiker drängten und schwitzten.

Walter moderierte zwischenzeitlich das Stück „Keine Matheaufgabe“ an. „Der Titel entstand 2013 bei der Tour in Bottrop“, erklärte er. „Eine alte Frau hatte Fragen zur Musik, die sie nicht verstand. Ein Mann sagte: ,Musse auch nicht, dat is keine Matheaufgabe inner Schule.’“ Zu Gehör kamen dann langgezogene tiefe Töne, die aufeinander aufbauten und harmonierten.

Performance-Künstler Schamp als lebende Lichtorgel

Noch zwei weitere Termine in Bochum

Das Bassklarinettenquartett „Die Verwechslung“ besteht aus Florian Walter, Markus Emanuel Zaja, Felix Fritsche und Patrick Hagen.

Die Trinkhallen-Tour Ruhr 2014 geht weiter. Die Musiker sind am Montag, 4. August, bei Lotto Bender (Herner Str. 67) zu Gast. Motto: „Instrumental/Stimme“. Ein weiterer Auftritt folgt an Petras Kiosk (Hattinger Str. 609) am 11. August, zu „Bass/Elektronik“. Beginn: jeweils 19 Uhr.

Die vier Bassklarinettisten spielen auch in Dortmund, Essen, Duisburg, Bottrop und Witten. Weitere Infos unter: http://www.trinkhallen-tour-ruhr.de.

Der Bochumer Performance-Künstler Matthias Schamp stand derweil mit seiner „Lichtorgel“ auf dem Kopf in der Ecke und beleuchtete die Szene durch einen Lampenschirm mit bunten Streifen. „Ich habe dafür einen Hähnchenspießmotor auf einen Bauhelm montiert, der den Schirm zum Drehen bringt“, erklärte er. Sieben Lampen am Helm sorgten für Licht. Schamp ist bekannt für skurrile Aktionen, etwa als wandelnder Leuchtturm, als Inhaber des Mythos-Grills, als lebendes Verkehrszeichen wie „Einbahnstraße“ (Schamp in weißem Overall als Balken auf rotem Schild), oder Ampel (roter Ball, gelbe Skimaske, grüner Salatkopf). Er schuf die Reihe schlechte Verstecke, die in der Titanic Furore machte, und hat etwa das Brachlandmuseum am Konrad-Adenauer-Platz ins Leben gerufen.

Inhaberin Petra Nothoff war am Ende beeindruckt: „Das war hier ein Erlebnis, obwohl ich normalerweise diese Musik nie höre.“ „Auf die Idee muss man erstmal kommen“, freute sich Kirsten Mikus zum Event. Das Fazit von Uwe Jonas, der anschließend Pommes-Currywurst aß: „Fand ich gut. Recht harmonische und melodische Musik, außer dem Stück am Anfang.“