Stiepel. . Regina Viotto betreibt in Stiepel eine Eichhörnchenstation. Der Pfingststurm hat viele Tiere, die hier aufgepäppelt werden, aus ihren Nestern geweht

Sie sind flauschig, klettern in rasantem Tempo an Bäumen und manchmal auch ohne Scheu an Menschenbeinen hoch. Die Rede ist von Eichhörnchen. Seit März haben Eichhörnchen-Funde in der Ruhrregion Konjunktur. Irgendwo in Stiepel liegt die Eichhörnchenstation von Regina Viotto.

Sie betritt das mehrere Meter hohe Gehege und muss lachen. Gerade hat sie das Wildkaninchen entdeckt, das es sich zusammen mit einem Eichhörnchen auf einem ein Meter hohen Kletterpfahl gemütlich gemacht hat. Das Hörnchen putzt den Kopf des kleinen Kaninchens. Ein anderes Tier springt an einem Seil durch das Gehege und saust an Frau Viotto hoch. Dann sitzt es auf ihrer Schulter und blickt sie fragend an.

„Die Tiere“, so sagt sie, „lernen voneinander.“ Elf Tiere hat die engagierte Mittfünfzigerin derzeit. Die Älteren springen durch das Freigehege in ihrem Garten, der an einem Waldhang mit weitläufigem Blick auf Ruhr-Uni und Ruhrtal liegt. „Meine Hörnchen haben immer Namen“, sagt Viotto. So wie Flip. Er ist blind und hüpft wie alle anderen Hörnchen durchs Gehege. Um das hat Viotto extra Haselnusssträucher für die Hörnchen gepflanzt. Da Flip in freier Wildbahn nicht überleben würde, bleibt er als einziges Tier bei ihr.

Station wird privat und ehrenamtlich geführt

Regina Viotto führt die Station ehrenamtlich. Die Untere Landschaftsbehörde listet sie als Auswilderungsstation.

„Tiere in Not“ unterstützt Regina Viotto, doch sie zahlt viel aus eigener Tasche. Wer ihre Arbeit unterstützen will, kann unter dem Stichwort „Eichhörnchen“ an den Verein Tiere in Not überweisen.

Drei Jungtiere schlafen derweil im Haus. Sie werden wie alle anderen nach ein paar Wochen wieder ausgewildert. Ein bisschen traurig sei sie dann schon, sagt Viotto. „Aber“, so fügt sie hinzu, „es sind Wildtiere, die in die Natur gehören und ich will, dass sie nicht in einem Gehege leben müssen.“

Nach dem schweren Unwetter Anfang Juni seien deutlich mehr Hörnchen als üblich gekommen. Der Wind hatte reihenweise Tiere und ganze Kobel, so heißen die Nester der Hörnchen, aus den Baumwipfeln geweht. Wenn man selbst ein Hörnchen entdeckt, rät Viotto, zunächst mit etwas Abstand zu warten, ob es wirklich Hilfe braucht. „Manchmal holt die Mutter es. Sonst sollte man das Hörnchen mitnehmen und es mit den Händen wärmen“, so die erfahrene Eichhörnchenexpertin.

Auf keinen Fall Kuhmilch geben

Auf keinen Fall sollte man einem Eichhörnchen Kuhmilch geben, sagt die Stiepelerin. Die drei Jungtiere, die alle vier Stunden mit Spezialmilch gefüttert werden müssen, leben im Haus. Bepackt mit den kleinen Tierchen kommt Viotto zurück und setzt sich aufs Sofa.

Ein Hörnchen klettert auf ihre Schulter, eins hüpft auf ihr Bein. Ein anderes gräbt sich unter den Halsausschnitt ihres T-Shirts und lässt sich runter bis zum Bauch fallen. Nacheinander füttert sie die Hörnchen mit einer kleinen Spritze. Die Kleinen versuchen immer wieder, die Spritze mit ihren winzigen Pfötchen zu packen, während sie aufgeregt ihre Milch nuckeln. Dabei rutschen ihre Ärmchen den Hals der Spritze entlang. „Ich muss immer aufpassen, dass sie sich nicht verschlucken“, sagt Viotto. Und als ob das Hörnchen ihr beipflichten wollte, hustet und niest es ihr freundlich entgegen.