Weitmar. . Verwaltung informierte über das Bebauungsprojekt rund um den ehemaligen Bahnhof Weitmar. Rund 80 Interessierte kamen dazu ins Amtshaus Südwest. Viele – vor allem die Bürgerinitiative – üben Kritik und fühlen sich übergangen. Doch es gibt auch Zuspruch für die geplanten 78 Wohneinheiten
Großer Bahnhof in Weitmar: Rund 80 Besucher nahmen am Mittwochabend im Rahmen einer Bürgerversammlung Einsicht in den Bebauungsplan 946 der Stadt Bochum. Dicke Luft herrschte im Amtshaus aber nicht nur, weil der Sitzungssaal fast zu klein für alle Teilnehmer war.
Auch das Projekt stößt bei vielen auf Ablehnung, bereits im vergangenen Jahr formierte sich dagegen die „Bürgerinitiative Bahnhof Weitmar“. Sie machte auch diesmal deutlich, dass der Fisch aus ihrer Sicht stinkt – von Kopf bis Flosse.
Wohnraum für junge Familien
Kai Müller stellte für die Verwaltung zunächst den Bebauungsplan und Details des Gebietes vor. Dabei zog er den historischen Bogen von den Anfängen des Bahnhofsgeländes bis ins heutige Erscheinungsbild. Nach städtebaulichem Ermessen soll die 3,6 ha große Fläche zwischen „An der Holtbrügge“ und „Prinz-Regent-Straße“, die aus der Luft gesehen dem Umriss eines Fisches gleicht, zu einem „attraktiven Wohngebiet mit lockerer Bebauung im Sinne des Wohnbaulandkonzepts entwickelt werden“, heißt es dazu in der Kurzbegründung des Bebauungsplans.
Müller betonte zudem die gute infrastrukturelle Umgebung mit Einkaufsmöglichkeit, Schule und Kindergarten. Die geplanten 78 Wohneinheiten mit Grundstücksgrößen zwischen 250 und 600 qm sollen von der Straße „An der Holtbrügge“ erschlossen werden, wobei sich im dortigen Bereich Mehrfamilienhäuser von der restlichen Bebauung abgrenzen. Bereits im Februar hatte die Bezirksvertretung den Verkauf dreier Grundstücke an den Essener Investor Adams beschlossen.
Stadt lässt nun Anregungen prüfen
Weitere Kritikpunkte der BI: Minderung der Luftqualität, fehlendes Verkehrskonzept, Eigentum der Anwohner sei gefährdet, unzureichende Altlastenuntersuchung. Einige Anwesende begrüßten aber auch die Schaffung neuen Wohnraums.
Die Stadt wird sich im Verlauf mit der Kritik, den Fragen und Anregungen befassen.
Die Bürgerversammlung fand nun im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung statt. Vor allem die Bürgerinitiative (BI) nutzte dabei die Gelegenheit zur direkten Konfrontation, hatte 14 Einwendungen und eine Rotstrich-Korrektur der Kurzbegründung vorbereitet. Sprecher Jürgen Dassow zur Verwaltung: „Wir mussten feststellen, dass sämtliche Diskussionen mit Ihnen und der für Sie zuständigen Kommunalaufsicht vergeblich waren, weil in ihrer Kurzbegründung keiner unserer bisher berechtigt vorgetragenen Kritikpunkte berücksichtigt wurde.“ (die WAZ berichtete bereits).
Die nochmals eingebrachten Punkte beziehen sich etwa auf den Widerspruch zu Landes-, Regional und Stadtplanung, auf das „beschleunigte Verfahren“, den unzulässigen Eingriff in die Natur, der Verschlechterung der Lebensqualität und mehr. „Es fällt uns schwer zu glauben, dass das Planungsamt und einige Politiker noch offen für Anregungen der Bürger sind“, stellte Dassow klar.