Weitmar. Der Bau der Heimkehrerkirche hat eine bewegte Geschichte.Neues Buch „Vom Stift Essen zum Ruhrbistum“

Der Bau der Heimkehrerkirche hat eine bewegte Geschichte. Er gewinnt in der zeitgeschichtlichen Forschung zunehmend an Bedeutung. Das kommt jetzt in einem gerade erschienenen Buch unter dem Titel „Vom Stift Essen zum Ruhrbistum“ zum Ausdruck, das auf 335 Seiten dem auch in Bochum bekannten Prof. Dr. Hans-Jürgen Brandt zu seinem 75. Geburtstag von seinen Freunden gewidmet ist.

Die Entstehung der Heimkehrer-Dankeskirche findet darin in einem beachtenswerten Beitrag von Pfarrer Norbert Humberg eine ausführliche historische Würdigung. Die Pläne für einen Kirchneubau in Weitmar-Mark gehen aufgrund der dringenden pastoralen Notwendigkeiten schon in das Jahr 1930 zurück.

Vikar Halbe und Adolf Ostendorf

Adolf Ostendorf, „eine kirchenpolitisch prägende Gestalt für die Menschen und die Kirche“, 1928 zum Pfarrer in St. Franziskus ernannt, und August Halbe, der 1950 als Vikar nach Weitmar kam, wurden die Motoren für die Heimkehrer-Dankeskirche. August Halbes Leidenszeit begann als Kriegsgefangener nach dem Zusammenbruch der 6. Armee im Jahre 1944, die in den verschiedensten Lagern der Sowjetunion erst im November 1949 endete. Beide erkannten ihren besonderen Auftrag in Weitmar. Seit 22 Jahren hatte man sich vergeblich bemüht, in Weitmar- Mark ein Grundstück für eine Seelsorgestation zu erwerben.

Die Zechen hielten überall ihre Hand drauf. Da half die Grundstücksbesitzerin Passmann. Sie hatte für ihren Grundbesitz auf der Prinz-Regent-Straße, auf dem bereits der Kindergarten stand, St. Franziskus ein Vorkaufsrecht eingeräumt.

Für den Kirchbau wurde es realisiert. Zehn Tage nach dem Kauf aber bot sich durch ein Angebot der Rheinischen Wohnstätten AG plötzlich die Gelegenheit, das Grundstück an der Karl-Friedrich-Straße zu kaufen. Der notwendig gewordene Tausch war nicht einfach. Dem bekannten Notar Dr. Max Diekamp gelang es aber, das Problem zu lösen. Die Planungen für die Kirche konnten beginnen. 1955 wird durch Pfarrer Ostendorf in einem Schreiben an das Erzbistum erstmals der Name für die Kirche erwähnt. „Hier kamen“, so Humberg, „die Gedanken von Vikar August Halbe zum Ausdruck: Wir wollen der neuen Kirche folgenden Namen geben: Heilige Familie aus Ägypten.“

Pfarrer Ostendorf legte seinem Brief auch das handschriftliche Bittgesuch von Vikar Halbe bei: „Die Heimkehrer aus Krieg und Gefangenschaft bleiben sich ihr Leben lang einer großen Dankesschuld vor Gott bewusst für die glückliche Heimkehr. Ein Dankaltar, wie ihn der Patriarch Jakob nach der Heimkehr aus fremden Lande auf heimatlichem Boden errichtete, müsste auch von uns Heimkehrern gebaut werden und zwar in einer von den Heimkehrern errichteten Dankeskirche.“

Der Erzbischof stimmte zu. Die Idee war geboren. Hunderte von Heimkehrern waren an den Bauarbeiten beteiligt. Am 12. Dezember 1958 weihte Bischof Franz Hengsbach die Kirche ein. 1959 trafen sich die Heimkehrer zum ersten Danktag.