Oberdahlhausen. . Anders als schwere Maschinen schonen Rückepferde den Waldboden. Deshalb ziehen sie Baumstämme aus unseren Wäldern.

Hauruck mit einer Pferdestärke: Der Technische Betrieb der Stadt lässt derzeit das Hörsterholz durchforsten, hat sich dazu tierische Hilfe geholt. Denn überall dort, wo der Schlepper nicht hinkommt, übernimmt ein Rückepferd den Job.

Doch Polly lernt noch, ist für ein Arbeitstier mit vier Jahren verhältnismäßig jung, braucht daher mehr Pausen als ältere Kolleginnen und Kollegen. „Wir waren heute um kurz vor sieben Uhr vor Ort, da war es noch recht dunkel und Polly hat erstmal gefressen. So konnte ich mir einen Überblick verschaffen, damit wir behutsam vorgehen können“, schildert Pferdeführer Patrick Thomas (46) im Gespräch mit der WAZ. „Sie ist sehr arbeitswillig, aber auch temperamentvoll. Das legt sich meistens bis zum Nachmittag, wenn sie müde wird.“

Die Zügel fest in der Hand

Thomas nimmt die Zügel fest in die Hand, was nicht nicht immer wörtlich gemeint sein muss. „Ich nutze auch die Stimme, kombiniere die Kommandos.“ Erst seit Herbst 2013 ist das Tier in der Branche aktiv, nach zwei Einsätzen bis dato steht in dieser Woche zwischen Sudholz- und Trakehner Straße der dritte Auftrag auf dem Programm.

Das Rheinisch-Deutsche Kaltblut ist Berufspendler, kommt allmorgendlich aus Dülmen ins Hörsterholz auf der Grenze von Wattenscheid und Dahlhausen. Auf zwei Stunden Arbeit folgen immer wieder kurze Pausen, damit Polly zum grünen Snack greifen kann. Bis 16 oder 17 Uhr läuft eine Schicht, pro Stunde sollte sie etwa 30 Baumstämme ziehen. Das Stückgewicht liegt dabei (noch) über dem Eigengewicht von rund 750 Kilogramm.

Mit ein Grund, warum das Pferd im Hörsterholz herumfuhrwerkt. „Die Maschine fährt nur auf festgelegten Rückegassen, um den Bestand zu schonen“, sagt Stadtförster Lothar Kühnen. Der Schlepper käme schnell auf über 25 Tonnen Gewicht, zu schwer für den allgemeinen Waldboden.

Holzrückepferd Polly, ein Rheinisch-Deutsches Kaltblut, gönnt sich nach der Arbeit eine Pause mit Diplom-Forstwirt Patrick Thomas, Praktikant Thomas Werthhammer und Förster Lothar Kühnen.
Holzrückepferd Polly, ein Rheinisch-Deutsches Kaltblut, gönnt sich nach der Arbeit eine Pause mit Diplom-Forstwirt Patrick Thomas, Praktikant Thomas Werthhammer und Förster Lothar Kühnen. © Svenja Hanusch

So kommt also Polly zum Zug – und zieht. Am Wegesrand sammelt dann der Forwarder ihr Stückgut ein und bringt es zum Polterplatz, von wo aus Lastwagen für den Abtransport sorgen.

Warum das Ganze? „Der Technische Betrieb durchforstet zurzeit das Hörsterholz in Oberdahlhausen. Das heißt, er lässt einzelne, nach festgelegten Kriterien ausgesuchte Bäume fällen. Dies dient der Gesundheit und Stabilität des Baumbestands“, schildert die Verwaltung. Ob bei solchen Einsätzen aber ein Pferd zum Einsatz kommt, hängt jeweils von individuellen Strukturen ab.

Im Forstbetrieb Thomas stehen jedenfalls neben Polly noch zwei weitere Mitarbeiter auf vier Hufen parat, die solche Aufträge übernehmen, manchmal auch pflügen. „Planwagenfahrten bieten wir hingegen nicht an“, stellt Patrick Thomas klar.