Stiepel. Die über 800 Jahre alten romanischen Wandgemälde in der Stiepeler Dorfkirche werden im Rahmen eines Forschungsprojekts des Landschaftsverbands genau analysiert. Die Gottesdienste finden bis April im Lutherhaus statt. Wissenschaftler interessiert Zustand und Details der Malereien.

Rings um die Dorfkirche ist es Frühling geworden, die Sonne scheint warm auf den alten Kirchhof, aber im Innern des 1000 Jahre alten Gemäuers ist es noch recht schattig. Das ist auch der Grund, warum Dr. Anna Skriver dick eingepackt ihrer Arbeit in neun Metern Höhe nachgeht. Oben auf dem mitten in die Kirche platzierten Baugerüst, ist die Kölner Kunsthistorikerin seit einigen Tagen schwer beschäftigt. Und sie ist begeistert: „Wir stehen hier mitten im 12. Jahrhundert!“, sagt sie.

Hauptchor wurde eingerüstet

Mitten im 12. Jahrhundert sind nämlich die Wandgemälde entstanden, die sich in luftiger Höhe in dem Vierungsgewölbe der Kirche befinden. Skriver und die Restauratorin Katharina Heiling nehmen diese über 800 Jahre alten Kulturzeugnisse im Rahmen eines Forschungsprojekts des Landschaftsverbands in den Blick. Die ersten Arbeitsschritte dienten der gründlichen Erfassung des Malereibestandes, für die der Hauptchor eigens eingerüstet wurde. Das ist auch der Grund, warum in der Dorfkirche erst am 6. April wieder Gottesdienste gegeben werden (bis dahin finden sie im Lutherhaus statt). Allerdings wird der Vorstellungsgottesdienst der Konfirmanden am Freitag (28. März) im Rahmen eines Jugendgottesdiensts wie gehabt in der Dorfkirche über die Bühne gehen. „Wir gehen davon aus, dass bis Mitte nächster Woche das Gerüst abgebaut sein kann“, so Kunsthistorikerin Dr. Skriver.

Wissenschaftlich untersucht wird der Zustand der Wandmalereien, wobei es darauf ankommen wird, den originalen Farbauftrag aus der Zeit um 1180 von den Zutaten späterer Übermalungen und Restaurierungen zu scheiden. Bei der Erforschung werden viele Details offenbar, die bislang nicht im Fokus standen.Die filigrane, künstlerisch hochwertige Ausmalung etwa der menschlichen Figuren, die auch farblich wohl proportionierte Gestaltung von Ornamenten, Lebensbäumen und Fabeltieren, aber auch künstlerische Reaktionen auf bauliche Eigenheiten der Dorfkirche. „Die Ausmalungen dienten der Ehre Gottes, aber auch, um den Gläubigen die Glaubensinhalte der Biblischen Geschichte zu vermitteln“, erläutert Skriver.

Von besonderem Interesse ist dabei eine Figurendarstellung, von der nicht (mehr) eindeutig ist, ob es sich um eine Christus- oder eine Schöpfer-Darstellung handelt. Nicht die einzige Frage, die sich bei der Begutachtung auftut: „Kunsthistorisch kommt man mit der Forschung in so alten Bauten nie an ein Ende“, sagt Anna Skriver.