Weitmar. .

Mit einem Stück Papier und Kreide hat Ernst Albrecht Plieg einmal versucht, die Inschriften des Kriegerdenkmals an der Hattinger Straße zu entschlüsseln. „Zwei oder drei Namen von Soldaten habe ich lesen können“, erinnert sich die heute 86-jährige ehemalige Volkshochschuldirektor an seinen Versuch vor gut 20 Jahren.

Inzwischen ist das Denkmal noch stärker verwittert, der Stein zerbröselt, Moos setzt sich in allen Ritzen fest. Wenn das Grünflächenamt nicht ab und an die Büsche beschneiden würde, wäre von dem einst stolzen Denkmal nichts mehr zu sehen. Wäre das zu bedauern? Oder sollte man sich – gerade zum 100. Jahrestag des Kriegsbeginns – wieder intensiver um das historische Erbe kümmern?

Spendenflut aus ganz Deutschland

In seinem Buch „Von der Kaiserlinde zum Heldenhain“ schildert Enno Neumann die Geschichte des Denkmals. Die Ursprünge gehen auf eine noch ältere Gedenkstätte zurück. Nach dem Krieg 1866 gegen Dänemark sollte sie die Erinnerung an die Schlacht bei Wiesenthal wach, wo am 3. Juli 1866 Hr. Dannenberg gefallen war.. Die Stele stand an der „Weitmar’schen Linde“ an der Blumenfeldstraße.

Nach dem Ersten Weltkrieg war es der „Bärendorf-Brantroper Krieger- und Landwehr-Verein“, der an die zwischen 1914 und 1918 gefallenen Männer aus Weitmar erinnern wollte. Er startete eine Spendenaktion, die überraschend erfolgreich wurde: Denn es kam das – wohl falsche – Gerücht auf, die Franzosen hätten während der Ruhrbesetzung die Stele zerstört. Aus ganz Deutschland flossen daraufhin Gelder nach Weitmar. Ein Standort war auch schnell gefunden: Der damals 82-jährige Ludwig Freiherr von Berswordt-Wallrabe schenkte dem Landwehr-Verein kurz vor seinem Tod das Grundstück am Rande des Schlossparks an der Hattinger Straße.

Auf einem mächtigen Stein saß ein Löwe aus Bronze, „von zwei Pfeilen getroffen, aber immer noch sprungbereit“, beschreibt ihn Enno Neumann. Im nächsten Krieg war es mit der Löwen-Herrlichkeit aber schon wieder vorbei: Der Figur wurde eingeschmolzen.

Nun fragen sich nicht nur Gerd Krüger und Walter Joswig vom Bürgerverein Weitmar-Mitte, was aus dem fast vergessenen Kriegerdenkmal werden soll. Ernst Albrecht Plieg hat seine Antwort: „Damit wird das Andenken gepflegt. Man sollte es in Ehren halten.“

243 Namen von Gefallenen

Das geschieht bereits in der St. Franziskus-Kirche in Weitmar. Im Foyer listen zwei Steintafeln die im Ersten Weltkrieg Gefallenen aus der Gemeinde auf. Für Pfarrer Norbert Humberg eine ganz normal: „Die Tafeln haben sich aus dem Brauchtum der Kirchen ergeben.“ Falls demnächst wieder Soldaten aus Weitmar fallen, würden ihre Namen auch dort in Stein gemeißelt.