Wiemelhausen. .
Felix (10) hat eine ganz bestimmte Idee im Kopf. Er möchte Greaseball sein, die schnelle Diesellok aus Bochums Musical. Erst vor wenigen Tagen hat er die Stars auf Rollschuhen live erlebt. Obwohl auf der Kostümbörse der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Pfarrheim St. Johannes, Brenscheder Straße 43, keine Starlight-Outfits auf den Bügeln hängen, wird der Junge fündig. In einem schwarzen Überwurf mit goldenen Pailletten, einer türkisfarbenen Federmaske und der eigenen Fantasie wird er zu seinem Helden.
Es ist eine charmante Idee, und aller Anfang ist schwer, oder – wie Hermann Hesse einst schrieb – es wohnt ihm ein Zauber inne. Die erste Kostümbörse der KAB am Samstag im großen Saal geriet zwar nicht auf Anhieb zum quirligsten Trödel, doch gab es durchaus einiges zu ergattern. Tragende Säule war die lange Kleiderstange und der Tisch von Annibert Sarazin (71). Die gelernte Schneiderin bot eine große Reihe selbst gesammelter und genähter Kostüme an. Das reichte vom Gewand einer Bauchtänzerin, orientalischen Schlappen über Abendkleider bis hin zu einer Soutane samt Birett. Preisschilder gibt es keine, der Preis ist Verhandlungssache.
Als erste Regentin „Annibert I.“ der Session 1984/85 ist sie dem karnevalistischen Treiben des KAB besonders verbunden: „Ich war die erste Regentin, die sich den Prinz aussuchen durfte, Angelika ist jetzt die zweite.“ Als echte Karnevalistin lässt sie sich auch heute nicht lumpen und trägt ein von den 70er-Jahren inspiriertes Patchwork-Ensemble mit Schlaghose. Auf der gegenüberliegenden Saalseite haben ältere Damen ihre privaten Schätze geplündert. Nostalgiker können sich hier unter anderem über eine Schürze mit dem Porträt von Wim Thoelke und über alte Nickelbrillen freuen.
Vorverkauf für Kostümball gestartet – bereits 70 Karten verkauft
Eine Familie, die sich jedes Jahr zum KAB-Karneval eine besondere Verkleidung überlegt, hat Hanni Schmidt (77) blaue und gelbe zeltartige Gewänder überlassen. Die dazugehörigen Hüte verraten: Hier hängen die Spielfiguren von „Mensch ärgere dich nicht“.
Vor allem das Angebot venezianischer Masken reizt manchen Besucher. „Unser Kostümball soll ja an dem venezianischen Karneval orientiert sein, allerdings kommen auch Menschen mit Ringelshirt rein“, spaßt Angelika II. (Fründ). „Wir hoffen, dass genug Leute zum Kostümball kommen, weil wir ihn zum ersten Mal machen, sonst gab es immer zwei Prunksitzungen.“
Der Verkaufsstart während der Kostümbörse für den Ball und die Prunksitzung ließ erste Hoffnung zu. Von rund 170 möglichen wurden bereits 70 Karten für den Kostümball verkauft. Doch bis es in Wiemelhausen heißt „Helau!“, sind es noch ein paar Tage hin.