Weitmar. .

„Es ist alles Chaos!“ Jürgen Dassow und Dr. Axel Gillhaus von der Bürgerinitiative „Bahnhof Weitmar“ wissen keinen anderen Ausdruck mehr für die Vorgänge rund um den geplanten Springorum-Radweg im Bereich des Kraftwerksgeländes und des ehemaligen Bahnhofs. Was sie in ihrer Meinung über die städtische Planung noch bestärkt: Vor wenigen Tagen wurde eine dritte Radweg-Variante nicht nur angedacht, sondern bereits im Rohbau errichtet.

Ursprünglich sollte der neue Radweg die Straße „An der Holtbrügge“ auf der alten Bahntrasse kreuzen. Damit sind sie am Bahnhof Weitmar einverstanden. „Wir befürworten diese Planung ausdrücklich“, sagt Jürgen Dassow.

Doch aus dieser bereits acht Jahre alten Idee wird wohl nichts. Denn inzwischen plant ein Essener Investor auf dem alten Bahnhofsgelände den Bau von 78 Wohnhäusern. Nach Angaben der Initiative sei der Radweg an der geplanten Stelle nicht mehr erwünscht, so dass die Stadt dem federführenden RVR eine alternative Trasse vorschlug. Diese verläuft über das alte, noch nicht sanierte Kraftwerksgelände. Die Holtbrügge kreuzt der Radweg nicht mehr ebenerdig, sondern führt unter einer alten Brücke hindurch. Dr. Axel Gillhaus und Jürgen Dassow hätten, so kritisieren sie, bis heute keine Auskunft von der Stadt, ob die Verlegung der Trasse ordnungsgemäß geplant sei. Dass der Weg unter der stark befahrenden Holtbrügge hindurch sicherer für Radfahrer sei, können sie allerdings nachvollziehen.

Trotzdem lehnen sie diese zweite Variante über die Industriebrache ab. Bauschutt, Müll und Asphalt, die hier unter einer dicken Moosschicht vor sich hin gammeln, und die Altlasten, die im Boden lagern, sind die eine Sache. Die andere: Um das Wohnquartier zu errichten, müsste ein natürlicher Felssockel mit 60 Jahre altem Eichenmischwald gesprengt werden. „Es ist überhaupt nicht einzusehen, dass dieses naturschutzwürdige Gelände verschwindet, damit man später angeblich im Grünen wohnen kann. 77 Prozent des Bodens werden versiegelt, das ist unsere Hauptkritik“, sehen die beiden Kritiker einen krassen Widerspruch.

Die dritte, 50 Meter weiter nördlich errichtete Trasse sei jetzt der Höhepunkt. Das Sicherheitsargument, das für Trasse zwei mit der Unterführung genannt wird, gelte hier nicht mehr. Außerdem unterstellt die Initiative, dass die alte, baufällige Brücke allein schon aus Kostengründen beseitigt werde. Die Folge: Radfahrer müssten im hügeligen Gelände eine 6-Prozent-Steigung überwinden. Und Rehe könnten die stark befahrene Straße kaum noch kreuzen.