Süd. . Anwohner an der Girondelle in Wiemelhausen beklagen Dunkelheit durchzu viel Grün vor den Fenstern. Stadt kündigt jährliche Baumfällaktionen an
„Das sind doch keine Zustände!“ Gisela Kniewel ist enttäuscht und verärgert. Was andere Menschen häufig vermissen, nämlich Grün vor dem Fenster, hat sie hier an der Girondelle in Wiemelhausen im Übermaß. Die Bäume aus dem nahen Wäldchen wachsen ihr fast bis ins Wohnzimmer. Aber schön sei das nicht. „Im Sommer ist es hier völlig dunkel, da müssen wir immer Licht in der Küche anmachen“, schimpft die 62-jährige Witwe.
Im städtischen Umwelt- und Grünflächenamt ist das Problem bekannt. Es schickt demnächst die Baumfäller. Ob aber Gisela Kniewel danach wieder im Hellen wohnt, steht noch in den Sternen. Die zierliche Rentnerin jedenfalls zweifelt daran.
Denn am unteren Teil der Girondelle sind mehrere Wohnhäuser betroffen. Das geht auch aus einer Vorlage der Stadtverwaltung für die Bezirksvertretungen und Ratsgremien hervor. Darin kündigt sie für das gesamte Stadtgebiet „Baumpflegemaßnahmen“ an, meint in der Regel aber Baumfällungen.
Mietkürzungen wurden bereits angedroht
Wie an der Grünanlage in Höhe Girondelle 10: „Das Ahorn ... verschattet die Mietwohnungen massiv. Mietkürzungen wurden bereits angedroht. Um einen wirtschaftlichen Schaden vom Vermieter abzuwenden und die Wohnqualität in den Wohnungen zu erhöhen, soll der Ahorn gefällt werden“, schreibt Imke Poeschel, Sachbearbeiterin im Umwelt- und Grünflächenamt. Sie kennt die Situation dort aus eigener Anschauung bestens: „Ich war in den Wohnungen. Die Bürger dort wohnen tatsächlich im Dunkeln.“
Ein Ahorn, zwei Pappeln – für die Anwohner zu wenig
Gisela Kniewel, Nachbarin Helga Timm und weitere Anwohner möchten aber von weiteren Bäumen befreit werden. Ein Ahorn und zwei Pappeln, auf die die Säge wartet, reichen ihnen nicht: „Wir haben Angst, dass bei Sturm ein Ast abbricht und uns ins Fenster fliegt.“
21 Pappeln fallen am Hallenfreibad Linden
Fehlende Sicherheit ist auch der Grund, warum im Hallenfreibad Linden 21 Pappeln beseitigt werden. „Hier haben wir Astabbrüche sogar bei Windstille. Da ist das Risiko auf der Liegewiese zu groß“, erläutert Imke Poeschel. „Deshalb kommen jetzt die letzten Pappeln weg.“ Ihr Lebensalter hat auch – vielleicht etwas früh – eine Eiche an der Grünanlage Sempersiepen in Wiemelhausen erreicht. Sie steht zwischen zwei Wohnhäusern und ist völlig von Efeu überwachsen. Diagnose: „Vitalitätsverlust“.
Auf 550 Bäume wartet die Säge
Der Technische Betrieb und auch Privatfirmen werden bis Ende Februar insgesamt etwa 550 Bäume im Stadtgebiet fällen.
Info: Entlang der Wege an der Universität, im Bereich des Kalwes, sind bereits Bäume gezeichnet, die als gefährlich anzusehen sind. Diese Bäume sollen in den kommenden Wochen, je nach Wetterlage, gefällt werden. Bei günstigen Witterungsbedingungen werden die Bäume gleich an den nächsten für Lastwagen befahrbaren Weg gerückt. Die Arbeiten sollen nach Weihnachten beginnen und müssen bis 31. Januar beendet sein.