Wiemelhausen. . Weil die Stadt ihre Seniorenarbeit neu aufstellt, droht dem Begegnungszentrum an der Glücksburger Straße das Aus. Eigentümer Vivawest sucht Kompromiss.

Hannelore Eilebrecht versteht die Welt nicht mehr. Seit 18 Jahren wohnt die rüstige Rentnerin in der Seniorenwohnanlage an der Glücksburger Straße. Daran angeschlossen ist eine Begegnungsstätte, die von den Bewohnern sowie von benachbarten Wiemelhausern gern genutzt wird.

Ob beim Kaffeetrinken, beim Tanz oder beim Gedächtnistraining: Etwa 400 Senioren treffen sich pro Woche in dem großen Saal. „Wir sind eine richtige Familie“, meint Eilebrecht. „Und damit soll jetzt Schluss sein?“

Ähnlich wie Hannelore Eilebrecht meldeten sich in den letzten Tagen eine ganze Reihe von Lesern in der Redaktion, die um das Aus der Begegnungsstätte fürchten. „Wir alten Leute haben doch sonst nichts“, meint etwa Ellen Wüste-feld. Auch Bärbel Becker fragt sich, ob der Kunsthandwerkermarkt, der unlängst zum 19. Mal stattfand, weiter bestehen kann.

Neues Seniorenbüro im Uni-Center

Hintergrund: Die Stadt Bochum stellt ihre Seniorenarbeit neu auf. Statt wie bislang mit Stützpunkten in allen Stadtteilen vertreten zu sein, wird die Arbeit künftig in sechs Seniorenbüros gebündelt. Für den Bochumer Süden wird es ab Januar ein Büro auf der Ladenstraße im Uni-Center geben, das von der Stadt und den Wohlfahrtsverbänden gemeinsam betrieben wird. „Dieses Büro ist Anlaufstelle für alle Senioren etwa in sozialen Fragen“, erklärt Birgit Dietinger vom Sozialamt. „Und auch Freizeitaktivitäten können von hier aus organisiert werden.“ Wenn also jemand einen Gymnastikkurs plant, werde vom Seniorenbüro aus nach Räumlichkeiten in der Nähe gesucht und diese dann angemietet. „So bündeln wir personelle und finanzielle Ressourcen.“

Das heißt im Umkehrschluss: Die Stadt zieht sich aus der Begegnungsstätte an der Glücksburger Straße zurück, zahlt ab Januar keine Miete mehr. „In dem neuen Konzept ist eine dauerhafte Unterstützung seitens der Stadt nicht mehr vorgesehen, obwohl sich die Senioren hier seit Jahrzehnten treffen“, so Ulrich Kemner, Direktor der Bochumer Caritas. Entsprechend groß ist die Sorge, wie sich bei einem Treff am Mittwochvormittag zeigt. „Für die Senioren ist das eine Katastrophe“, sagt Lars Behrens, CDU-Wiemelhausen.

Zumindest die Caféteria soll erhalten bleiben

Die spannende Frage ist jetzt, wie Vivawest als Hauseigentümer auf die neue Situation reagiert. „Wir haben ein vitales Interesse daran, das Angebot so weit es eben geht zu halten“, beruhigt Sprecherin Marie Mense einige Senioren. „Wir beabsichtigen auf jeden Fall, den Cafeteria-Bereich dauerhaft zu erhalten.“ Auch mit dem Physiotherapeuten und dem Friseur würden „konstruktive Verhandlungen“ geführt. „Ein guter Kompromiss muss her.“

Hannelore Eilebrecht bleibt skeptisch. „Die Cafeteria ist für uns alle viel zu klein.“ 300 Unterschriften für einen Erhalt der Begegnungsstätte hat sie gesammelt.