Weitmar. . Im Krieg beinahe komplett zerstört, ist die katholische Kirche in Weitmar heute ein wichtiger Bestandteil der Großpfarrei im Südwesten. Das soll gefeiert werden – sogar doppelt

Wir schreiben das Jahr 1863: In den USA regiert Abraham Lincoln, der Rollschuh wird erfunden, in London fährt die erste U-Bahn der Welt – und in Weitmar wird die Pfarrei St. Franziskus gegründet. 150 Jahre ist das jetzt her.

Inzwischen ist aus einer kleinen Kapelle die St. Franziskus-Kirche geworden. Zechen und Industriewerke ließen die Zahl der Katholiken Mitte des 19. Jahrhunderts in Weitmar dermaßen wachsen, dass die Kapelle zu klein wurde und durch einen Neubau ersetzt werden sollte. „Man brach die Kapelle ab und begann im Jahr 1883 an ihrem Platz und teilweise mit dem abgebrochenem Material unsere heutige St. Franziskuskirche zu bauen“, heißt es in der Chronik, die zum 100-jährigen Bestehen der Kirche erschienen ist. „Am Palmsonntag 1885 wurde sie gesegnet.“

Seither erlebte die Kirche eine wechselvolle Geschichte: Am 9. Oktober 1944 wurde sie bei einem Luftangriff bis auf die Grundmauern zerstört. Nur der Turm blieb stehen. „Davon gibt es leider keine Fotos, sondern nur ein Gemälde, das bei mir in der Pfarrei hängt“, erzählt Norbert Humberg, seit dem Jahr 1991 Pfarrer in St. Franziskus. Im Jahr 1946 wurde in den Ruinen eine Notkirche errichtet. Drei Jahre später wurde die Kirchenhalle neu gebaut, die statt der gotischen Anmutung früherer Tage mit auf vielen Pfeilern ruhendem Gewölbe nun etwas schlichter daher kam.

Ihren letzten, größeren Schaden erlebte die Kirche im Jahr 1993: Damals brannte die Sakristei. „Vermeintlich erloschene Weihrauchkohle entzündete den Abfalleimer, und die Katastrophe war perfekt“, erinnert sich Humberg. Eine Totalrenovierung der Sakristei und des Kircheninnenraums wurden notwendig. „Damals haben wir drei Jahre im Dreck gelebt.“

Feierlichkeiten am Wochenende des 5. und 6. Oktober

Im Jahr 1999 schlug der Blitz ein, doch das wertet Humberg nicht als Fingerzeig Gottes – im Gegenteil: „Unsere Kirche gehört mit zur Wiege des Ruhrgebiets“, meint er. Wie beinahe überall hat auch die St.-Franziskus-Gemeinde Mitglieder verloren: 3000 seien es in den letzten fünf Jahren gewesen. „Das waren aber längst nicht alles Kirchenaustritte, die meisten waren Sterbefälle.“

Ohne das große Engagement von Ehrenamtlichen sei der Betrieb schon längst nicht mehr zu stemmen, meint Humberg.

Zum 150-jährigen Bestehen soll gefeiert werden: Bischof Franz-Josef Overbeck wurde am Samstag, 5. Oktober, 17 Uhr, das Pontifikalamt feiern. Im Anschluss hält Nicole Stockhoff im Pfarrheim einen Vortrag zum Thema „Franziskus“.

Tags drauf wird auf das fünfjährige Bestehen der Großpfarrei St. Franziskus angestoßen: mit einem Familiengottesdienst am 6. Oktober, 10 Uhr, in der Heimkehrer-Dankeskirche. Die fünf Gemeinden kommen danach im Gemeindesaal zusammen.