Querenburg. Bei einer bewegenden Lesung in der Stadtbücherei Querenburg erzählen fünf Autoren von ihren Erfahrungen, der eigene Heimat den Rücken zu kehren.

Wie mag es sich anfühlen, aus der Heimat auszuwandern oder gar vertrieben zu werden? Welche Gefühle und Erfahrungen wachsen mit der Ankunft und dem Einleben am neuen Lebensort? Diesen Fragen ging der Literaturabend „Zug ins Anderswo II“ nach. Erfreulich viele Besucher hörten aufmerksam zu, als fünf Autorinnen und ein Autor in der Stadtteilbücherei im Uni-Center feinfühlig und wortgewandt diese Thematik aufblätterten.

Der nach Deutschland eingewanderte Autor Yevgenij J. Kagan setzte – unterstützt von der Bochumer Literatin Heide Rieck – den Auftakt mit seiner Arbeit „Schneemensch“. Der gebürtige Ukrainer gab mit seiner sonoren Stimme Einblicke in den sprachlichen Klang des russischen Originals. Rieck, die derzeit die deutsche Übersetzung erarbeitet, las daraus vor. Erkenntnis: Das Poem beschreibt als „Europa-Rallye“ das Ankommen des Autors in Westeuropa in doppelbödigen Großstadt- und Landschaftsbildern. Diese werden immer wieder mit subjektiven Erinnerungen an die Zeit des Zweiten Weltkriegs, des Stalinismus und dem Fremdsein in der Heimat durchbrochen.

Abschied von der Tochter

Die Werke der in Essen lebenden Autorin Asja Rokach verschob den Blick auf das persönliche Abschiednehmen und Ankommen. Ob „Abschied von der Tochter“ oder „Essen“: Immer wieder ging es um den subjektiven Trennungsschmerz („Es zerreißt mir die Seele“) und das Gefühl der Heimatlosigkeit am neuen Wohnort. Autor André Greilich trug die Arbeiten vor.

Autorin J. Monika Walter nahm den doppelten Faden auf. Mit „Leipzig“ gab sie einen biografischen Rückblick auf eine deutsch- jüdische Familie während der Zeit des Nationalsozialismus und dem Auswandern aus der DDR. Mit Auszügen aus „Das Gewicht der Seele“ outete sie sich als schwarzhumorige Schreiberin einer nicht alltäglichen Liebesbeziehung zwischen Jean und Alice.

Anja Liedtke und Heide Rieck (diesmal mit eigenen Texten) rundeten das gut zweistündige Programm ab. Dabei ging es etwa um die Fahrt des Flüchtlingsschiffes Exodus durchs Mittelmeer nach dem Zweiten Weltkrieg.