Hattingen. Vor 25 Jahren wurden die ersten Zisterzienser zur St. Marien-Kirche entsandt, um hier ein Kloster aufzubauen. Die Pläne stießen zunächst auf Widerstand, doch heute haben sich die Geistlichen etabliert.

Der 29. August 1988 war ein sonniger Montag, der als besonderer Tag in die Geschichte der St. Marien-Kirche eingehen wird. Denn mit der Ankunft der ersten vier Zisterzienser-Mönche aus dem 1000 Kilometer entfernten Heiligenkreuz in Niederösterreich veränderte sich das Leben in der bislang eher beschaulichen Gemeinde an der Stadtgrenze Hattingen-Bochum komplett. Die Mönche waren da – und sie waren gekommen, um zu bleiben.

Mehr noch: Auf Initiative des damaligen Ruhrbischofs Franz Kardinal Hengsbach sollte das bestehende Kirchengebäude, das im kommenden Jahr übrigens 100. Geburtstag feiert, um eine stattliche Klosteranlage erweitert werden.

Es war die erste Neugründung eines Zisterzienserklosters seit dem Jahr 1327. Die Wallfahrtskirche und das Bildnis der Schmerzhaften Mutter Gottes im Kircheninneren (die sogenannte Stiepeler Pietà) machten den Standort für die Zisterzienser so interessant. Doch die Pläne stießen auf Skepsis: „Die Sorgen der Menschen konnte ich gut verstehen“, erinnert sich Pater Andreas Wüller, der seit 22 Jahren die Pfarrei leitet. „Mit als konservativ geltenden Mönchen aus dem Wienerwald waren die Leute im Kohlenpott eben nicht vertraut.“

Mit Geduld und Gottvertrauen

Auch Pater Beda Zilch, der erste Prior, meisterte die frühen Jahre mit Geduld und Gottvertrauen. „Die Anfangszeit war schwer“, schrieb er in der Chronik zum zehnjährigen Bestehen des Klosters. Das hatte zwei Gründe: Zum einen fühlte sich die Gemeinde bei den beliebten Patres Edmund Strauch (später St. Mariä Empfängnis in Bredenscheid) und Walter Kromer gut aufgehoben. Und zum anderen verschlang der Bau des Klosters reichlich Kirchensteuern. Rund 4,5 Mio Mark soll das Bistum am Ende investiert haben.

Ein bis heute unbekannter Graffitisprayer teilte der Welt seine Sorge mit leuchtenden Buchstaben an der Kirchenwand mit: „Millionen für ein Kloster, Millionen hungern.“ Daneben eine Banane als Symbol für die „Bananenrepublik Deutschland“. Es wurde nicht überpinselt. „Ganz bewusst ließ Beda das Graffito dort stehen“, sagt Pater Andreas. Durchaus ein Zeichen von Größe. Noch heute ist es blass zu erkennen.

Die Pläne für den Bau der Klosteranlage und des neuen Pfarrheims wurden finanziell zusammen gestrichen. „Das sollte alles viel opulenter werden“, sagt der heutige Prior Pater Pirmin Holzschuh. „Da war ein Aufzug vom Pfarrheim ‘runter zum Klosterhof geplant, auch eine riesige Leinwand sollte entstehen.“ Die Planung wurde entschlackt, der erste Spatenstich erfolgte am 30. Oktober 1988, am 11. Oktober 1990 wurde das Kloster eingeweiht.

Beda ist heute Pfarrer in Würzburg

Die Mönche eroberten derweil die Herzen der Gemeindemitglieder. „Wir haben schnell auch privat zusammen gesessen und uns unterhalten“, erinnert sich Dr. Klaus Becker, 1975 bis 1992 Vorsitzender des Pfarrgemeinderats. „Die Mönche galten als total verknöchert, aber dieses Vorurteil hat sich schnell aufgelöst. Der Bau des Klosters war ein riesiger Gewinn für die Gemeinde.“

Vor allem Pater Bedas Pionierarbeit sei es zu danken, dass die Geistlichen rasch Fuß fassten. „Beda hat das damals richtig angepackt“, meint Pater Andreas. Der erste Prior, bekanntlich von stattlicher Präsenz, arbeitet heute als Pfarrer in Würzburg. Auch seine Nachfolger haben von Stiepel aus den Weg Gottes weiter verfolgt: Christian Feurstein ist heute Abt vom Stift Rein, Maximilian Heim ist zum Abt des Zisterzienserstiftes in Heiligenkreuz ernannt worden.