Weitmar. . Die kleine Schultheßstraße in Weitmar wurde von Autos und Lkw so gern als Schleichweg genutzt, dass die Stadt sie mit Pollern abgesperrt hat. Ob das sinnvoll ist? Die Meinungen gehen weit auseinander
Die Schultheßstraße in Weitmar ist eigentlich ein idyllisches Fleckchen. Kleine Reihen- und Einfamilienhäuser stehen entlang der schmalen Straße, alles läuft seinen friedlichen Gang. Doch seit zwei Wochen gibt es Knatsch.
Der Grund: Sechs Poller, die die Stadtverwaltung hier aufgestellt hat, koppeln die Straße von der nebenliegenden Neuhofstraße sowie Große Wiese und Im großen Busch ab. Durchfahrt: unmöglich.
Was die einen Anwohner freut, weil der rege Durchgangsverkehr hier endlich ein Ende hat, halten die anderen für einen ganz schlechten Scherz. Es gibt Unterschriften-Listen auf beiden Seiten. Der kleine Seitenarm der Hattinger Straße, so scheint es, ist tief gespalten. Eine kleine Bestandsaufnahme.
Die Befürworter
Zu den Befürwortern gehört Mark Heger, der auf der Schultheßstraße wohnt und gemeinsam mit Nachbarn die Sperrung bei der Bezirksvertretung Südwest angeregt hat. Er berichtet von beschädigten Vorgärten und abgefahrenen Seitenspiegeln, die die vielen Auto- und Lkw-Fahrer auf ihren Schleichwegen von der Hattinger Straße Richtung Kuhlenkamp hinterlassen hätten. „Die Straße ist für Lkw eigentlich gesperrt, aber da hat sich kaum einer dran gehalten“, sagt er.
Weil nämlich auch die Brücke Am Kuhlenkamp keinen Schwerlastverkehr zulässt, seien die Brummifahrer eben über die schmale Schultheßstraße ausgewichen, statt die häufig verstopfte Hattinger Straße zu nutzen – mit unangenehmen Folgen: „Einer hat samstags um 7 Uhr bei mir geklingelt, weil er mit seinem riesigen Laster nicht um die Ecke kam“, sagt Heger. „Er meinte, ich sollte doch bitte mein Auto woanders parken.“
Dass auf der Schultheßstraße jetzt Ruhe eingekehrt ist, hält Mark Heger für eine ausgezeichnete Sache. „Es ist gut für die vielen Kinder, die hier endlich wieder unbelastet spielen können. Auch für den Kindergarten und das Jugendhaus ‘Jawo’ hier bei uns in der Nachbarschaft ist die Sperrung von Vorteil.“ Über 50 Unterschriften pro Sperrung habe er in nur einer Stunde gesammelt.
Die Gegner
Entschieden gegen die Poller ist Falk Figgemeier. „Das ist der beste Aprilscherz, den sich die Stadt in diesem Jahr geleistet hat“, steht für ihn fest. Besonders ärgert es ihn, dass niemand aus seiner Straße gefragt worden sei, ehe die Sperrung Realität wurde. „Man hätte sich doch locker bei einer Bürgerversammlung im Jawo treffen können, um gemeinsam konstruktiv nach Alternativen zu suchen“, findet Figgemeier.
Von der Sperrung seien Hunderte von Anwohnern betroffen, die nun täglich bis zu einem Kilometer Umweg fahren müssten, um den Sheffield-Ring oder Weitmar-Mark zu erreichen. Feuerwehr oder Notarzt bräuchten im Ernstfall bis zu fünf Minuten länger. Ebenfalls beobachtet Figgemeier jetzt ein erhöhtes Unfallrisiko an der Einmündung Neuhofstraße / Hattinger Straße. „Dort kommen viele Autofahrer von der Blankensteiner Straße um die Ecke geschossen. Wenn man sich da langsam vortastet, um auf die Hattinger Straße zu kommen, bekommt man von denen meist nur den Stinkefinger zu sehen.“
Figgemeier sieht zwei Alternativen zur Sperrung: Die Schultheßstraße wird zur Anliegerstraße mit regelmäßigen Kontrollen der Polizei. Oder sie wird zur Spielstraße erklärt. „Dann werden die Schleichwegnutzer schnell merken, dass sie hier unerwünscht sind.“ Über 100 Unterschriften kontra Sperrung habe er bis jetzt gesammelt.
Und was sagt die Stadt?
Die kleine Straße sei als Schleichweg so stark genutzt worden, dass sie abgebunden werden musste, meint Stadtsprecherin Barbara Gottschlich. „Das ist auf Anregung der Bürger politisch so beschlossen und dauerhaft installiert worden.“ Die Sperrung sei mit Feuerwehr und Polizei abgestimmt: „Die Poller lassen sich heraus nehmen, der Rettungsweg ist gesichert.“
Poller-Gegner Falk Figgemeier berichtet von einem Anwohner, der gesehen haben will, wie ein Paketbote mit einem Dreikantschlüssel die Poller kurzerhand selbst heraus genommen habe, um durchfahren zu können. „Der Anwohner überlegt, sich selbst auch solch einen Schlüssel zu besorgen.“