Dahlhausen. . Abenteuer Dampflok: Rund 2800 Besucher schauten sich beim Kindertag im Eisenbahnmuseum in Dahlhausen die stählernen Kolosse aus der Nähe an. Historie zum Anfassen

Dass die Ruhrwiesen an Super-Sonnen-Tagen ein beliebtes Ausflugsziel sind, wissen nicht nur die Dahlhauser. Unweit der Liegewiesen stand am Sonntag aber auch Kultur auf dem Freizeitprogramm. Zu Beginn der Sommerferien gestaltete das Eisenbahnmuseum den ersten Kindertag in diesem Jahr, vor allem die kleinen Gäste konnten sich rund um die Schiene austoben. Für Eltern und Großeltern bot sich daneben ein ebenso interessanter Einblick in die Industriegeschichte. Rund 2800 Besucher zählte das Museum an diesem Tag.

Dabei ist es weniger die Theorie, die das Eisenbahnmuseum ausmacht. Historie zum Anfassen lautet das Motto der Einrichtung. „Die Kinder begeistern sich für alles, was sich bewegt“, weiß Museumssprecher Marc Grollmann. So gibt es gleich mehrere Stationen, an denen die jungen Besucher auf Tuchfühlung mit den Stahlkolossen und der dazugehörigen Technik gehen können.

Wer über den Dahlhauser Bahnhof anreist, erlebt bereits im Pendelverkehr mit dem Schienenbus „Schweineschnäuzchen“ eine Reise zurück ins Jahr 1936, im Museum angekommen, kreist das „Drehscheiben-Karussell“ vor dem Ringlokschuppen. Das Besondere daran: Die Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte konnte das frühere Betriebswerksgelände seit 1968 schrittweise in den Originalzustand der Dampflokzeit zurückversetzen, die Ausstellungsstücke sind in ihrer Umgebung authentisch.

Kein Computer steuert die Lok

Wie die Preußische P8, die von morgens bis in den späten Nachmittag dampft, hier ist eine Mitfahrt im Führerstand möglich. Der Zugwagen, der beladen über 120 Tonnen wiegt, stand 1918 zum ersten Mal auf der Schiene. „Eine der bedeutendsten Personendampflokomotiven ihrer Ära“, betont Grollmann. Ihr heutiger Wert liegt dagegen in der Symbolik. Kein Computer steuert die Lok, sie ist eine traditionelle, handbetriebene Maschine.

Heinz Maibach fährt zwar keine Lok mehr, dafür erklärt er ihre Funktionsweise. Seit 1985 engagiert er sich im Eisenbahnmuseum, gehört zu insgesamt 80 ehrenamtlichen Helfern, die beim Kindertag im Einsatz sind. Der 78-Jährige zeigt im stillgelegten Führerstand, welche Hebel wie umgelegt werden müssen, damit der Bolide Fahrt aufnimmt. „Früher bin ich beruflich gefahren“, sagt der pensionierte Lokführer. „Auf einer Rangierlok 80 und einer Güterzuglok 55.“ Seinen Job hat er derweil zum Hobby gemacht. „Manchmal führe ich zwei Gruppen pro Woche durch das Museum, mal zwei Wochen gar keine; je nach Bedarf.“ Für eine Führung braucht Maibach jeweils knapp zwei Stunden. Gerade die Jüngsten hören besonders gespannt zu. Immerhin hat Maibach mal einen Beruf ausgeübt, von denen viele Kinder träumen.

Nicht umsonst ist auch Kilian nach Dahlhausen gekommen, obwohl er später lieber „nur in den Ferien“ eine Lokomotive fahren möchte. „Eigentlich will ich Schienenplaner werden, das Netz verbessern“, stellt der Siebenjährige klar, nachdem er gerade aus dem Führerstand gekommen ist. Zu Hause übt er fleißig mit der Modelleisenbahn, blickt aus dem Fenster auf Schienen. Kilian weiß also schon, wovon er spricht.

Tyron hingegen kann sich auch nach der Fahrt mit der P8 nicht entscheiden, ob er tatsächlich einmal Lokführer werden möchte. Im Museum hat dem Fünfjährigen jedenfalls eines am besten gefallen: Wie Papa auf der Draisine richtig arbeiten musste.