Wiemelhausen. . Die Kleingärtner des KGV Wohlfahrt freuen sich auf den nahenden Sommer, wenn sie wieder gemütlich vor ihren Lauben sitzen und klönen können. Doch früher sei die Gemeinschaft einfach besser gewesen, erzählen die Älteren.
Die einen kümmern sich liebevoll um ihre Beete, die anderen um ihren Grill. Die einen freuen sich auf die Plauderei mit den Nachbarn, die anderen wollen am liebsten ihre Ruhe. Es gibt viele Gründe, warum sich Schrebergärten in Bochum noch immer großer Beliebtheit erfreuen.
Eine besonders schöne Anlage befindet sich an der Wiesenstraße in Wiemelhausen. 107 Häuschen reihen sich hier entlang kleiner Wege und bilden zusammen ein urgemütliches Ensemble. Damit ist der KGV Wohlfahrt zwar längst nicht der größte Schrebergarten in Bochum, „aber mein Herz hängt schon dran“, sagt Werner Gilsing.
Als zweiter Vorsitzender hat er gut zu tun: Er kümmert sich um die Vermietung der Parzellen und hält den Kontakt zur großen Gärtner-Gemeinschaft. „Manchmal fällt es mir nur schwer, mir von allen die Namen zu merken“, sagt er schmunzelnd. „Ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste.“
Der Älteste sitzt vor dem Häuschen Nummer 42. Mit strammen 85 Jahre ist Karl Heinz Heupel ein Kleingärtner aus Leidenschaft. Jede freie Minute puzzelt er in seinem Garten. „Und was ich selbst nicht mehr schaffe, das erledigt mein Sohn Jochen für mich“, sagt er. Sein Garten ist ein Traum. Im Teich schwimmen die Karpfen, die Laube ist top in Schuss, und der Rasen im Wembley-Stadion sieht kaum besser aus. „Den pflegt er mit Kamm und Schere“, meint Gilsing.
Von Hunden und Rasenmähern
Ruhig ist es hier. Das einzige, was man aus der Ferne hört, ist das Rauschen des Oviedo-Rings. Dabei: So ganz konfliktfrei ist das Leben hier nicht. Fast scheint es, als seien Krach und Lärm neben Blattläusen die natürlichen Feinde des Kleingärtners. Übertrieben lautes Rasenmähen wird beim KGV missmutig aufgenommen. „Manche haben Turbo-Mäher, das ist der Wahnsinn“, meint Gilsing. Auch Hunde sind in der Anlage nicht gern gesehen: „Die bringen nur Unruhe rein“, steht auch für Karl Heinz Heupel fest. Also gilt: „Wer einen Garten mieten will und einen Dobermann mitbringt, kann gleich gehen.“
Entlang der Tulpengasse (alle Wege im Schrebergarten haben solch schöne Namen) herrscht an diesem Vormittag emsiges Treiben. Die meisten Kleingärtner, erzählt Werner Gilsing, hätten den kalten Frühling abgehakt und würden sich jetzt auf den Sommer freuen. „Wir sind dieses Jahr vier Wochen später dran, aber schlimm ist das nicht“, meint er. Im Gegenteil: „Durch den strengen Frost hat mein Pflaumenbaum in den letzten Jahren immer schlimm was auf die Mütze gekriegt, aber diesmal sind schon viele Pflaumen dran.“
Freude über einen Bienenstock
Und überhaupt: Seit eine Imkerin ein Bienenvolk an den Rand der Anlage gestellt hat, könnte die Ernte in diesem Jahr besonders üppig ausfallen. „Das ist 1A“, strahlt Gilsing. „Da haben erst alle die Nase gerümpft, weil sie Angst hatten, gestochen zu werden. Aber mittlerweile sind wir über unsere Imkerin echt froh.“
Die Anlage ist also gut gerüstet für laue Sommerabende, an denen die Kleingärtner beisammen sitzen und in Ruhe klönen können. Allerdings sei die Kameradschaft in früheren Jahren besser gewesen, erzählt Karl Heinz Heupel. „Das waren alles alte Bergleute, die echt zusammen hielten“, meint er. „Da kam der Kasten Schlegel auf den Tisch, und wir haben zusammen gesessen bis tief in die Nacht.“ Heute sei das anders: „Die meisten fahren schon abends um sechs nach Hause zum fernsehen“, meint Werner Gilsing.
An alte Zeiten erinnern sich die beiden Freunde gerne. Etwa daran, wie früher im KGV Wohlfahrt die Ligusterhecken geschnitten wurden – natürlich noch mit der Hand und ohne automatische Schere. Für 50 Pfennig pro Meter machten sich die Kleingärtner bei ihren Nachbarn ans Werk. „Und hinterher gab es an jeder Hecke einen Schnaps.“