Südwest.. Eine Gedenkschrift von Theodor-Körner-Schülern erinnert an das Schicksal jüdischer Mitbürger im Stadtteil. Dafür war aufwändige Archivarbeit notwendig


Bislang war nicht viel bekannt über das Schicksal jüdischer Mitbürger in Linden und Dahlhausen während der Tyrannei der NS-Diktatur. Dies mag daran gelegen haben, dass beide Stadtteile bis 1921 zum Kreis Hattingen gehörten und danach als eigenständige Gemeinde geführt wurden. „Folglich gehörten die hier ansässigen Juden der jüdischen Gemeinde Hattingen an“, weiß Jochen Hoppmann von den Naturfreunden.

Gleichwohl: Wie übel den Juden mitgespielt wurde, als auch in Linden und Dahlhausen Hakenkreuze das Stadtbild bestimmten, soll für die Nachwelt festgehalten werden. Ein Projektkurs Geschichte der Theodor-Körner-Schule hat sich dieser Aufgabe gestellt und dabei Beachtliches zutage gebracht.

In einer 60-seitigen Gedenkschrift haben sich die Oberstufenschüler mit dem oft traurigen Schicksal jener Juden beschäftigt, die direkt bei uns um die Ecke wohnten. Dabei war ihnen keine Recherchearbeit zu mühevoll: „Wir können uns glücklich schätzen, solche Schüler zu haben“, lobt Schulleiter Bernhard Arens zur offiziellen Vorstellung der Gedenkschrift im Naturfreunde-Treff. Auch Kursleiter Thomas Holz, der das Projekt von seiner Kollegin Yvonne Plonka übernahm, ist stolz auf seine Schützlinge: „Es war beeindruckend, wie eigenständig die Schüler gearbeitet haben“, sagt er. „Denn da hängt viel Arbeit dran.“

Wie viel Arbeit auf sie zukommt, das war einigen aus der Projektgruppe zu Beginn der Arbeit wohl nicht ganz klar. „Erst denkt man, Archivarbeit ist ,easy going’, aber das stimmt nicht“, erzählt TKS-Schülerin Louise Brusdeleins. „Plötzlich sitzt man in einem Archiv umringt von Aktenbergen und muss ganz schön schlucken.“

Stolperstein für Familie Marcus

Gleich mehreren Stadtarchiven in Bochum, Hattingen oder Essen haben die Schüler für ihre Recherchen Besuche abgestattet. Dabei heraus gekommen sind so spannende wie nachdenkenswerte Aufsätze über jüdische Familien wie Lipper, Ruthmann oder Marcus, deren Lebenswege während der NS-Zeit teils schlimme Wendungen nahmen. Zum Gedenken an Familie Marcus liegt seit dem vergangenen September ein Stolperstein auf der Lindener Meile.

Ein Kapitel beschäftigt sich mit Zwangsarbeitern in Bochum: „Der Anteil an Lagern für Zwangsarbeiter in Bochum war erschreckend hoch“, meint Schülerin Daria Gottwald. „Die standen auf Straßen, auf denen man heute täglich unterwegs ist.“ Was mutig ist: Auch die Täterperspektive haben die Schüler am Beispiel der KZ-Aufseherin Hermine Braunsteiner in ihrer Gedenkschrift eingefangen.


Gesponsert wurde die 60-seitige Gedenkschrift von den Naturfreunden. Erschienen ist das Heft in einer Auflage von 500 Exemplaren.


Für 3 Euro kann die Gedenkschrift direkt bei der Theodor-Körner-Schule erworben werden. Das Geld kommt dem Förderverein zugute. Tel: 0234 / 944 26 10.