Stiepel. . Seit zehn Jahren kümmert sich eine Bürgerinitiative rührend um einen kleinen Platz an der Voßkuhlstraße. Doch damit macht sie sich nicht nur Freunde.

Manfred Nelsen ist ein weit gereister Mann. Er hat für amerikanische Firmen als Unternehmensberater gearbeitet, er war in München oder Hamburg tätig und ist auch mit 73 Jahren noch beherzt in seinem Beruf aktiv. Doch seine Heimat, die ist hier: an der Voßkuhlstraße in Stiepel. „Ich sag’ zu meiner Frau immer: ,Wir sitzen wie auf einem Hochsitz’“, sagt er und blickt vom Balkon ins Grüne. „Soweit ist alles wunderschön hier.“

Doch eins wurmte Manfred Nelsen gewaltig: Schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite direkt vor dem Jugendzentrum „Just“ gibt es einen Parkplatz, der lange Jahre wie eine schlimme Schutthalde ausgeschaut habe.

„Das war auf Deutsch gesagt ein echter Saustall“, findet auch Nelsens Nachbar Gert Kamphausen. Doch alle Anfragen bei der Stadt, diese Ecke einmal hübsch herzurichten, seien mit Verweis auf knappe Kassen unerhört geblieben. „Da haben wir gesagt: Wenn die Stadt uns nicht hilft, dann machen wir das eben selber.“

Alle Nachbarn packten mit an

Zehn Jahre ist es jetzt her, seit die „Bürgerinitiative Voßkuhlstraße / In den Hegen“ die Ärmel hochgekrempelt hat und dieses kleine Stück Stiepel mit Blumen, Sträuchern, einer Bank und einem Mäuerchen zu einem richtig netten Platz verwandelt hat. Fotos aus dem Jahr 2003 zeigen, wie die Nachbarn allesamt mit anpackten.

Seither ist die Bürgerinitiative, der immerhin rund 50 Nachbarn angehören, darum bemüht, das prächtige Plätzchen zu erhalten – und das ist manchmal gar nicht so einfach. Denn natürlich kostet die Pflege Geld: Erst Anfang April hat ein Gartenpflegedienst 350 Euro in Rechnung gestellt. Also klappert Manfred Nelsen etwa zweimal pro Jahr die Nachbarhäuser ab und sammelt Almosen.

Jeder gibt, was er kann: „Eine Rentnerin gibt mir immer fünf Euro“, erzählt Nelsen. Im Schnitt würde er pro Haushalt etwa 20 Euro einnehmen. „Herr Nelsen kümmert sich da immer richtig toll drum“, lobt Nachbar Franz Tampier den Einsatz des Seniors. „Denn man muss schon dahinter sitzen und sich drum kümmern, sonst wächst auf unserem Platz wieder nur das Unkraut.“

Von Haustür zu Haustür

Doch mit dem „Betteln von Haustür zu Haustür“ macht sich Manfred Nelsen nicht nur Freunde. „Was ich da von den Leuten manchmal zu hören bekomme, das ist schon eine Unverschämtheit“, sagt er. Viele seien eben nicht bereit, für etwas zu zahlen, was in Wahrheit Aufgabe der Stadt sei: „Ich versuche immer, Einsicht zu zeigen und vernünftig auf die Menschen zuzugehen. Ich will ja keinen Streit“, sagt er.

Traurig sei außerdem, wie manche den blühenden Platz behandeln würden. „Die kommen mit ihrem Hund hierhin, lassen den einen Haufen machen und sind wieder weg“, sagt er. Ein Ständer für Plastiktüten, der das Haufenproblem mindern sollte, sei schon einen Tag später wieder weg gewesen: geklaut. Ein anderer Nachbar sei dabei beobachtet worden, wie er die Steine aus der Umfriedung einfach entfernt habe: „Dabei hat der Gärtner sie nur eine Woche vorher in Kleinarbeit aufgebaut“, sagt Nelsen. „Kaum zu fassen.“

Doch er kann auch viele positive Beispiele aufzählen von Mitstreitern, die sich gern für die gute Sache engagieren. „Manche spenden Geld, obwohl sie ganz am unteren Ende der Straße wohnen und mit unserem Platz eigentlich kaum etwas zu tun haben“, erzählt Nelsen. „Das finde ich toll.“

Immerhin: Mit dem USB und dem Grünflächenamt ist er mittlerweile soweit handelseinig, dass zumindest die Gartenabfälle im Container auf Stadtkosten abgeholt werden. „Und wenn hier alles blüht und wächst, das freut mich einfach“, sagt er. „Da hat sich der ganze Aufwand schon gelohnt.“