Linden.. 15 Kinder der Kita St. Angela haben ihren „Fußgängerführerschein“ gemacht. Denn Verkehrserziehung spielt schon in jungen Jahren eine wichtige Rolle.
Finn ist nervös. Unruhig steigt der Junge von einem Fuß auf den nächsten. Ob er sich den Weg, der jetzt vor ihm liegt, denn genau gemerkt habe, möchte Birgit Niewierra, die Leiterin der Kita St. Angela, von ihm wissen. „Schon“, meint er und lächelt etwas verlegen. Doch viel Zeit zum Nachdenken bleibt nicht mehr.
Hauptkommissar Thomas Barschke kommt vorbei und klopft Finn aufmunternd auf die Schulter. Die anderen 14 Kinder haben sich artig hinter Finn in die Reihe gestellt, er ist die Nummer eins. „Los geht’s!“ ruft Barschke. Vorsichtig beugt sich Finn nach vorn, er schaut nach links, er schaut nach rechts, er setzt einen Fuß auf die Straße Am Schamberge – und dann kommt von links ein silberner Mercedes ...
Für Kinder ist es gar nicht leicht, sich im Straßenverkehr zurecht zu finden. Überall lauern Gefahren. „Meistens sind die Kinder erst im Alter von acht bis neun Jahren soweit, bis sie etwa die Geschwindigkeit von heranfahrenden Autos einschätzen können“, sagt Thomas Barschke von der Verkehrsunfallprävention der Bochumer Polizei. Um die Kinder besser auf ihre Rolle im Straßenverkehr zu trainieren, bietet die Polizei den „Fußgängerführerschein“ an: Den bekommt jedes Kindergartenkind, das zuvor eine abgesteckte Route sicher unter den Augen der Polizisten gemeistert hat.
Der Schulweg will geübt sein
So wie Finn sind an diesem Nachmittag 15 Kinder der Kita St. Angela in Linden mit der ersten „Führerscheinprüfung“ ihres Lebens beschäftigt. Die fünf- bis sechsjährigen „Maxi-Kinder“ der Kita wechseln im Sommer zur Grundschule. Da will der Schulweg gut geübt sein. „Leider laufen schon längst nicht mehr alle Eltern den Schulweg vorher mit ihren Kindern ab“, bedauert Barschke.
Die Kinder von St. Angela strampeln für ihrer „Führerschein“ im Abstand von ein bis zwei Minuten ordentlich los. Die Route führt sie vom Erdbeerweg in den Heidelbeerweg zurück zum Schamberge, vorbei an parkenden Autos und schlecht einsehbaren Einfahrten. Jeweils im Abstand von etwa 50 Metern haben die Mütter der Kinder als Streckenposten Stellung bezogen, damit kein Kind die Orientierung verliert. Da gibt’s auch ein Gummibärchen als Wegzehrung.
Wenn die Horde einmal unterwegs ist
„Heute bei der Prüfung sind natürlich alle total konzentriert“, sagt Ivonne Landwehr, die Mutter des fünfjährigen Clemens. Größere Sorgen macht es ihr, wenn der Alltag einkehrt und die Kinder morgens zur Schule rennen. „Wenn die Horde einmal unterwegs ist, dann rennt jeder hinter dem anderen her“, meint sie. Klare Sache, dass auch hier morgens Eltern dabei sind, damit den frisch gebackenen „Führerscheinträgern“ auf ihrem Weg zur Schule nichts passiert.